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    Auswendiglernen – Warum „Pauken“ wieder in Mode kommt

    Veröffentlicht am 31.07.2017

    Auswendiglernen ist in den vergangenen Jahren in Verruf geraten. Völlig zu Unrecht. Lernforscher in den USA haben Lernmethoden getestet, mit denen man sich schnell und bequem und vor allem umfangreich Wissen aneignen kann. Ihre Untersuchungen zeigen, dass Auswendiglernen und Wiederholen am effektivsten sind.
    Jeffrey Karpicke vom Psychologischen Institut der Purdue Universität in Indiana ist überzeugt davon, dass Auswendiglernen eine legitime Lernmethode ist, welche noch nicht ins Antiquariat gehört. (Quelle: Maria Braun; Hamburger Abendblatt vom 20.11.2011)

    Seit dieser Erkenntnis hat sich bei den Lernmethoden einiges verändert. Leider erlebt das über die Jahre verteufelte Auswendiglernen noch keine Renaissance in den Lehrplänen und Lernkompetenzen. Dabei bietet es einige wesentliche Vorteile gegenüber anderen Lernmethoden, ohne deren Wirksamkeit oder Notwendigkeit in Frage zu stellen.

    Was ist eigentlich Auswendiglernen?

    Bevor wir das Auswendiglernen (Pauken) mit seinem unterschiedlichen Nutzen beschreiben, eine kurze definitionsergründende Erläuterung, was Auswendiglernen eigentliche heutzutage bedeutet. (Quelle: Wikipedia)

    Auswendiglernen ist eine Lernform, bei der Schüler und Schülerinnen sich Text, Zahlen oder andere Informationen quasi eins zu eins merken, also dies ins Gedächtnis einprägen, um es bei Bedarf vorlagengetreu wiederzugeben.
    Auswendiglernen geschieht immer bewusst, also mit Absicht und unterscheidet sich dabei vom unbewusstem, beiläufigen Lernen.

    Eine pädagogische Unterscheidung zwischen Auswendiglernen und Verständnislernen ist hingegen schwierig, weil das Auswendiglernen an sich auch die geistige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff bzw. dem Themenumfeld einschließt.
    In vielen Kulturkreisen ist das Auswendiglernen bis heute eine der Hauptformen des schulischen Lernens, in der westlichen Welt unter anderem für das Einmaleins und die Rechtschreibung.

    Die fünf wesentlichen Vorteile des Auswendiglernens

    Steigerung der Konzentrationsfähigkeit

    Konzentration erfordert geistige Anstrengung und lässt mit fortschreitender Zeit merklich nach. Oftmals wird daher der Begriff Konzentration mit dem relativ lange andauernden Aufrechterhalten eines Aufmerksamkeitsniveaus erklärt.

    Wer auswendig lernt, hat einen eingeschränkten Lernfokus (Schlagworte, Gedicht, Lied), lernt eintönig und daher meist langweilig. Das Auswendiglernen ist folglich ermüdender als andere Lerntechniken. Wer öfters auswendig lernt, trainiert das Aufrechterhalten eines Aufmerksamkeitsniveaus und kann sich längerfristig besser und vor allem zeitlich ausgedehnter konzentrieren.

    Das gesteigerte Aufmerksamkeitsniveau hat positive Auswirkungen nicht nur auf andere Lernmethoden, sondern vor allem auch auf die Konzentrationsfähigkeit bei längeren Leistungsüberprüfungen im Schul- und Studienalltag.

    Verbesserung der Wiedergabefähigkeit und von Wissensverknüpfungen (Gedächtnistraining)

    Durch regelmäßiges Auswendiglernen, also das Einspeichern neuer Informationen ins Gedächtnis, wird nicht nur die Aufnahmefähigkeit, sondern auch der Behaltensgrad trainiert.
    Wer regelmäßig in verschiedenen Wissensbereichen auswendig lernt, lernt auf Dauer schneller oder inhaltlich umfangreicher bei gleichem Zeitaufwand.

    Gerade beim Lernen von Schlagworten, Eselsbrücken oder Ähnlichem (im Folgenden als Lernwort bezeichnet) kann bei entsprechendem vorher behandelten Lernstoff eine Verknüpfung zwischen dem Lernwort und dem dazugehörigen (erlernten) Lernstoff herbeigeführt werden. (siehe auch unten – „Pädagogische Grenzen des Auswendiglernens“)

    Stressreduzierende Wissenssicherheit

    Viele kennen und fürchten ihn, den sogenannten Blackout bei Klassenarbeiten oder anderen Leistungsüberprüfungen. Man hat gelernt und auf einmal ist alles weg. Ursachen hierfür gibt es unterschiedliche. Eine jedoch ist Nervosität, die Angst vor dem momentanen Vergessen.

    Nicht nur Faktenwissen, sondern auch Transferwissen kann durch Auswendiglernen gestützt werden.
    Sicherlich es ein Unterschied, ob man die Hauptstädte Europa aufsagen soll oder anhand einer Sachaufgabe eine mathematische Lösung herbeiführen soll.

    Wer zum Beispiel in Naturwissenschaften oder Mathematik Formeln, Merksätze, Definitionen, Lösungsschemata auswendig lernt, schafft Wissensbrücken zum Lösen des eigentlichen Problems. Wer unsicher ist oder gar einen Blackout hat, kann oftmals durch das eine oder andere auswendig gelernte Lernwort wieder in die Spur gebracht werden.

    Zudem schafft auswendig gelerntes Wissen Sicherheit. Wer etwas „weiß“, muss sich darüber in der Prüfungssituation keinen Gedanken mehr machen. Auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle, mehr Sicherheit zu erlangen. Wer Wissen „wie aus der Pistole geschossen“ abrufen, sich an Schlagworten oder Schemata langhangeln kann, verschafft sich gegenüber dem „ständig“ überlegen müssenden einen zeitlich nicht unerheblichen Vorteil.

    Einfache (Selbst-) Kontrolle des Lernerfolgs

    Wer lernt, braucht ein schnelles, lösungssicheres Feedback, ob man richtig oder falsch liegt. Bei den meisten Lernmethoden ist dieses Feedback ohne fremde Hilfe (Lösungsbuch, Geschwister, Eltern) nicht möglich und führt dadurch nicht selten zum Motivationsverlust. Je mehr Transferleistung beim Lösen von Aufgaben erwartet wird, desto schwieriger ist es für den Schüler oder die Schülerin, sich selbst ein Feedback zu geben.

    Hier bietet Auswendiglernen einen entscheidenden Vorteil: Die Möglichkeit einer schnellen Selbstkontrolle und damit die Möglichkeit der Überprüfung, wie viel noch zum Erreichen des eigenen Lernzieles getan werden muss oder wie viel schon geschafft wurde.

    Diese einfache Form der „Unabhängigkeit“ beim Lernen empfinden viele Schüler als angenehm und motivierend.

    (Wieder-)Erwecken der Neugier oder Wissbegierde

    Hoffmeisters Definition von Neugier aus den 50iger Jahren hat bis heute Bestand: „Neugier (auch Neugierde) ist das als ein Reiz auftretende Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere Verborgenes kennenzulernen“
    (Quelle: Johannes Hoffmeister: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner Verlag, Hamburg 1955, Lemma Neugier)

    Ist die Neugier auf Wissen ausgerichtet, wird diese Neugier auch Wissbegierde genannt.

    Was hat aber Neugier mit Auswendiglernen zu tun?

    Grundsätzlich ist der Mensch bestrebt, Unbekanntes in Bekanntes, also Unsicherheit in Sicherheit umzuwandeln. Gerade Kinder und Jugendliche besitzen diese Neugier. Wird ein unbekannter Begriff, ein Schlagwort oder Lernwort, eine „merkwürdige“ Umschreibung gelernt, weckt es die Neugier zu wissen, was dahintersteckt.

    Andersherum gesagt, das „Pauken“ kann Neugier wecken und richtig angewandt zu einem breiter gefächerten Wissen führen, wenn ein allgemeines Interesse für den Lernstoff besteht.

    Pädagogische Grenzen des Auswendiglernens

    Auswendiglernen ist nicht immer die richtige und schon gar nicht die einzige Methode. Der Erfolg des „Paukens“ hängt von der Verbindung mit anderen Lernmethoden und inhaltlichen Verbindungen zum gerade behandelten Unterrichtsstoff ab.

    Eine praktisches Bespiel hierfür sind Jahreszahlen und Daten der Geschichtstafel. Es ist schwer, wesentliche Schlachten und Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges mit Beginn und Ende zu lernen, wenn dieses Thema im Geschichtsunterricht nicht behandelt wird und die Schüler gar keine Vorstellung davon haben, was der Dreißigjährige Krieg überhaupt ist.

    Ein neues Thema anhand auswendiggelernter Fakten zu erarbeiten, ist daher nicht zielführend. Auswendiglernen von Fakten kann jedoch dabei unterstützen, komplexe Themen geordnet im Gedächtnis abzulegen.

    Neues zu lernen, fällt Kindern und Jugendlichen dann besonders leicht, wenn sie darin einen Sinn sehen, wenn ein persönliches Interesse am Thema besteht oder wenn vielleicht weniger interessanter Lernstoff durchaus interessant präsentiert wird.

    Auswendiglernen findet daher als Lernmethode insoweit seine Grenzen, als es als von anderen Methoden und Techniken losgelöste Variante des Lernens auf Dauer keinen nachhaltigen Erfolg erzielen kann.

    Fazit

    Alte Lernmethoden wie Frontalunterricht, Auswendiglernen, Bücher lesen und so weiter sind zu Unrecht in die Mottenkiste verbannt worden. Pädagogik ist kein Laufsteg, auf dem saisonale Trends präsentiert werden müssen oder Schüler und Schülerinnen als Probanden der Methodik und Didaktik herhalten müssen. Sicherlich ist Pädagogik an Fortschritt gebunden, doch heißt dies nicht, allem Neuen vorbehaltlos zu folgen und alte, bewährte Techniken ohne Nachfragen als veraltet auszumustern.

    Es gibt nicht „die“ Methode in der Pädagogik, immer nur für die jeweilige geforderte Lernkompetenz ein Bündel richtiger Methoden. Und eine davon ist das gute alte „Pauken“.

     

    Von Andre Wiesener, unserem Konrektor für Nachhilfe in Koblenz.

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