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    Kann man Kreativität lernen?

    Veröffentlicht am 16.04.2017

    Warum sollten wir überhaupt für Kreativität sorgen?

    Brauchen wir kreative Erwachsene und wenn ja, wie viele?
    Diese Frage sei doch einmal erlaubt. Denn in vielen, sich ständig wiederholenden Arbeitsabläufen ist eine kreative Veränderung doch eher nicht gewünscht. Dabei braucht man gar nicht so weit zu gehen und sich Abläufe, wie sie in dem genialen Film von Charlie Chaplin „Modern Times“ so treffend dargestellt sind, vorzustellen.

    Wenn man sich allerdings die seit der Einführung von industrieller Fertigung vorherrschenden Ergebnisse unzähliger Untersuchungen zu Arbeitsabläufen anschaut, kommt man – neben vielen anderen Erkenntnissen – zu dem Schluss, dass die Zufriedenheit mit diesen Fertigungsbedingungen nicht gestiegen ist. Im Gegenteil, jeder der in seinem Leben einmal das Vergnügen hatte, in solchen Zusammenhängen zu arbeiten, weiß wovon hier die Rede ist. Tagelang die immer gleichen Bewegungen, die immer gleichen Abläufe zu vollziehen, schärft nicht gerade die Aufmerksamkeit und das Gehirn wird nicht sonderlich trainiert.

    Aber reicht es denn nicht, wenn eine überschaubare Zahl von Arbeitenden kreative Prozesse und Zusammenhänge entwickelt? Für die unkreative Ausführung braucht man dann die restlichen.

    So, scheint es mir, wird leider in vielen, allein den wirtschaftlichen Gedanken untergeordneten Strategien und Zielen gedacht.

    Nur – wollen wir das als Kollektiv wirklich? Ich betrachte es eher als einen entscheidenden Baustein für die Erhaltung und Erschaffung von Kultur: Die Entwicklung von Kreativität.

    Wie wird man kreativ?

    Wenn man sich das Bild am Ende des letzten Teils noch einmal anschaut, kann einem Angst-und-Bange werden, wohin es mit der Kreativität unserer Kinder geht. Ich meine, da lohnt es sich doch hinzuschauen, wie wir negative Auswüchse verhindern können.

    Damit sind wir auch schon mittendrin, wie lernen wir überhaupt?

    Von allen Lebewesen haben wir das flexibelste und für Veränderungen am besten gemachte Gehirn. Eine Spinne zum Beispiel kommt schon mit allen Informationen zum Bau seiner komplizierten Netze zur Welt.

    Wir müssen als Neugeborene alles erst einmal, zum Teil mühselig, lernen. Alle Bewegungsabläufe, Sprache, soziales Verhalten sind uns nicht angeboren und brauchen zum Teil jahrelanges Üben, bis wir alles mehr oder weniger beherrschen.

    Nun, wie geht das denn?
    Schauen wir uns als Beispiel das Laufen lernen an. Wie lernt ein Kind erst einmal das Stehen? Von Fall zu Fall! Dabei merkt sich unser Gehirn nicht, wie jeder einzelne Plumps von statten ging. Auch entschließt sich kein Kind nach dem zehnten oder zwanzigsten Fehlversuch: Ooch, das ist aber blöd, diese Hinfallerei, ich lass das jetzt und bleibe einfach sitzen.

    Nein, wir alle haben weitergemacht, sonst könnten wir nicht laufen. Unsere Gehirne haben sich die Verbesserungen gemerkt und angewendet, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es „geklappt“ hat und auch danach ständig an der Verbesserung gearbeitet.

    Geschah dies mit Einfluss von außen? Haben wir unseren Kindern das Laufen vorgemacht? Schauten diese Lauf-Lern-Videos auf Youtube oder Whats app an? Haben sie sich auf Facebook zu Lauf-Lern-Communities zusammengeschlossen?

    Sie schmunzeln? Natürlich nicht. Aber genau das ist es – die Kinder lernen spielerisch!

    Das wichtigste beim Lernen ist das Spiel!

    Dazu sollte man erst einmal den Begriff des Spiels viel weiter fassen als im allgemeinen Sprachgebrauch üblich. Beim Spielen, gerade bei Kindern, denken wir oft zuerst an Bauklötze oder ähnliches. Dass wir alles spielerisch lernen, kommt uns erst bei genauerer Betrachtung in den Sinn.

    Gerade bei dem frühen Lernen geschieht dies noch ohne Druck und Angst, ohne Zeitlimit und mit der unendlichen Vielfalt von Möglichkeiten. Auch mit der wichtigen Freiheit, Fehler zu machen.

    Wie ändert sich das grundlegend mit dem Eintritt in die Schule!

    An dieser Stelle sei einmal an die Erkenntnisse der Systemtheoretiker der frühen siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnert, die zwischen fehlerfeindlichen und fehlerfreundlichen Systemen unterschieden.

    Die Schule gehört leider zu den fehlerfeindlichen Systemen – Fehler führen zu schlechten Noten – schlechte Noten zu Angst vor ihnen, weiter brauche ich das gar nicht auszuführen, wir alle kennen die Folgen und haben diese auch oft am eigenen Leibe erfahren.

    Dabei lernen wir vor allem aus Fehlern. Wie heißt es doch so treffend in einem Sprichwort aus China: „Mache jeden Tag einen Fehler – jedoch immer einen Neuen!“

    Wenn wir uns anschauen, wie oft wir gleiche Fehler wiederholt haben als Kinder, sieht das etwas anders aus als im Erwachsenenalter. Einschneidende und gravierende fehlerhafte Erfahrungen haben wir im Kindesalter meist nur einmal gemacht. Oder kennen sie jemanden, der als Kind freiwillig mehrmals die Finger auf die heiße Herdplatte gelegt hat? Einmal hat genügt, das hat sich dann im wahrsten Wortsinn „eingebrannt“.

    Die minder tiefen Eindrücke haben wir oft wiederholen müssen, bis die erfolgreichen oder „richtigen“ Ergebnisse im Gehirn verankert waren, so verankert, dass wir nicht mehr darüber nachdenken müssen, bevor wir sie wiederholen und anwenden.

    Das dauert beim Menschen im Durchschnitt etwa sechs Monate. Kleines Beispiel: Wenn sie nach ihrem Namen gefragt werden, müssen sie ja auch nicht überlegen, mit welchem Buchstaben fängt jetzt mein Name an. Sie antworten „ohne Nachdenken“. Warum ist das so? Sie haben einfach lange genug spielerisch geübt!

    Jetzt braucht man sich nur einmal die Lernzusammenhänge in unseren Schulen und auch im darauffolgenden Berufsleben anzuschauen und wir stellen fest – so kann es nicht gut gehen!

    Allein nur als Beispiel die gängige Praxis, dass im Schnitt alle sechs Wochen eine Klassenarbeit über den Schulstoff erfolgt. In diesem Zeitraum kann sich noch nicht so viel verankern – es sitzt nicht, wie alle Beteiligten oft feststellen müssen.

    Machen sie einfach mal den „unwissenschaftlichen“ Test und fragen einen Abiturienten ein halbes Jahr nach der Prüfung, was er von seinem Schulstoff noch weiß? Sie werden ziemlich erstaunt sein, wie wenig das ist.

    Da kann doch an dieser Art zu lernen irgendetwas nicht stimmen. Die Kids lernen zwölf oder dreizehn Jahre jeden Tag und ein halbes Jahr danach ist vieles weg? Sieht so nachhaltiges Lernen aus? Nein!

    Angst und Kreativität

    Wenn wir aus den Ergebnissen der Hirnforschung der letzten Jahre eines lernen konnten, dann, dass Angst und Kreativität sich gegenseitig ausschließen. Wenn ich Angst habe, bin ich nicht mehr kreativ.

    Dabei hat Angst eine lebenswichtige Funktion. Wenn es irgendwo im Gebüsch unter dem Laub raschelte und der Mensch jetzt erst einmal einen kreativen Denkprozess in Gang gesetzt hat: „So, was könnte das wohl sein – es ist gelb und schwarz gestreift, schlangenförmig gebaut, kommt auf mich zu – was kann ich denn da machen?“

    Von denjenigen stammen wir nicht ab! Die haben das nicht überlebt. Bei den Überlebenden ging der Sehimpuls direkt in das „Angstzentrum“ des Gehirns, den Mandelkern, von da aus direkt zur Aktivierung der Muskeln – und weg waren sie. Das hat funktioniert und war und ist überlebensnotwendig.

    Natürlich findet heute immer noch unter Angst und Druck ein Lernprozess statt, der auch im Mandelkern gespeichert werden kann. Doch wenn wir zum Beispiel die Lateinvokabeln vor der Klassenarbeit unter Angst und Druck lernen, werden diese in der Klassenarbeit wieder dort „herausgeholt“, aber die Angst und der Druck gleich mit und wie wenig hilfreich das ist, weiß jeder, der zur Schule ging.

    Unter Angst laufen im schlechtesten Fall gerade noch drei „Programme“ im Gehirn und zwar im ältesten Teil, der mit kreativen Prozessen nicht aufwarten kann:

    1. Flucht,
    2. Angriff,
    3. Erstarren.

    In den meisten heutigen Situationen in der Schule, aber auch in beruflichen Zusammenhängen ist Fliehen nicht sehr hilfreich. Auch sein Gegenüber anzugreifen wird nicht sehr gerne gesehen. Bleibt also nur noch das Erstarren – der Blackout. Doch auch der führt nicht zu kreativen Ergebnissen.

    Was also tun?

    -wird fortgesetzt-