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    Der Barock im Unterricht

    Veröffentlicht am 11.12.2017

    Die kunstgeschichtliche Epoche des „Barock“ bezeichnet die Zeit zwischen Renaissance und Aufklärung und findet ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

    Es ist eine Zeit des Umdenkens und der Umverteilung von Machtverhältnissen, nicht zuletzt aber auch die Zeit eines verstärkten Strebens nach Reichtum und weltlicher Macht. Politgeschichtlich ist es die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648), der ganz Europa in die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten verwickelte. Zum einen versuchte die Katholische Kirche damit eine Gegenreformation, um ihren im vergangenen Jahrhundert an die protestantische Bewegung verlorenen Einfluss zurück zu gewinnen. Zum anderen war das Zeitalter des Barock durch die Besinnung auf die menschliche Vernunft bestimmt und bot damit auch den weltlichen Fürsten die Möglichkeit zur Steigerung ihrer Macht und Unabhängigkeit von der Kirche, was in der absolutistischen Herrschaft Ludwigs des 14. (1638 – 1715) seinen Zenit erlebte.

    Den eigentlichen Anstoß zu diesen radikalen Auseinandersetzungen haben jedoch auch die naturwissenschaftlichen und technischen Entwicklungen dieser Zeit gegeben. Dazu gehört vor allem Galileis (1564 – 1641) wissenschaftlicher Beweis des „Kopernikanischen Weltbildes“, aber auch diverse andere technische Entwicklungen wie die Erfindung des Fernrohres, das die empirische Beobachtung der Sterne und ihrer Bewegungen erst ermöglichte, und „Maschinen“, die zu einer deutlichen Steigerung der Produktivität und damit zur Mehrung von Reichtum und Macht beitrugen. Technische Erfindungen und Erfolge bestärkten aber auch die Entwicklung der wissenschaftlichen Methode empirischer Beobachtung als Grundlage aller Erkenntnis, die mit Descartes „Methodischem Zweifel“ (vgl. René Descartes 1596 – 1650) schließlich zum Paradigma des neuzeitlichen Denkens wurde. Diese neue Geisteshaltung machte, befeuert von den aus ihr resultierenden Erfolgen und technischen Fortschritten, auch vor der Infragestellung althergebrachter „scholastischer“ Lehren nicht Halt, sondern förderte allerorts einen intensiven Forschungsdrang.

    Dennoch waren die Menschen dieser Zeit noch tief im Bewusstsein einer von der katholischen Kirche über viele Jahrhunderte propagierten hierarchischen Weltordnung verwurzelt, deren Infragestellung allein schon als Sünde galt und die ewige Verdammnis in der Hölle, wie sie Dante Alighieri (1265 – 1321) in seiner „La divina comedia“ schilderte, zur Folge hatte.

    Die Literatur des Barock

    Die Literatur des Barock ist geprägt von den Spannungen zwischen weltlichem Genuss und Machtanspruch, Forschungsdrang und einem aufkommenden vernunftbedingten Selbstbewusstsein einerseits und einer tief wurzelnden Furcht vor den Konsequenzen einer weltlichen Lebensorientierung nach dem Tod andererseits. Sie stellt sich konsequent in den Dienst der Bewahrung einer göttlich-kirchlichen Weltordnung und „erinnert“ die Leser immer wieder an die Vergänglichkeit der diesseitigen und die Konsequenzen in der jenseitigen Welt. Dabei bedient sie sich gezielt und gekonnt der aus der antiken Literatur entlehnten rhetorischen Mittel, um einer Überbewertung eines diesseitig-lustvollen Lebens zugunsten einer gottesfürchtigen jenseitigen Orientierung abzuschwören.

    Der Stil barocker Autoren wirkt daher meist lehrmeisterhaft und schwülstig. Die Dichtung ist fast ausschließlich lyrisch und folgt der typisch strengen „barocken“ Form. Thematisch bewegen die Autoren sich in einem sehr begrenzten Radius im Spannungsfeld zwischen weltlicher und gottesfürchtiger Lebensorientierung, indem sie stetig an die Endlichkeit des menschlichen Daseins erinnern. Vanitas (lat. „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“; auch „Lüge, Prahlerei, Misserfolg oder Vergeblichkeit“) ist ein Wort für die jüdisch-christliche Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet (Prediger Salomo) im Alten Testament ausgesprochen wird (Koh 1,2): „Es ist alles eitel.“ (zitiert nach Wikipedia „Vanitas“ – de.wikipedia.org/wiki/Vanitas). Indem sie mit ihrem „Memento mori“ (Gedenke des Todes) stets an die Endlichkeit des menschlichen Daseins erinnern, lehren die Autoren eine eindeutige Ausrichtung auf ein gottesfürchtiges Dasein. Ein Ausdruck der Persönlichkeit hingegen findet sich in der barocken Literatur nicht.

    Zur Verdeutlichung und als Beispiel seien hier zwei barocke Gedichte aus dem 17. Jahrhundert wiedergegeben:


    Die Welt

    Was ist die Welt, und ihr berühmtes Gläntzen?
    Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?

    Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen,
    Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht;
    Ein bundtes Feld, da Kummerdisteln grünen;
    Ein schön Spital, so voller Kranckheit steckt.
    Ein Sclavenhauß, da alle Menschen dienen,
    Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
    Das ist der Grund, darauff wir Menschen bauen,
    Und was das Fleisch für einen Abgott hält.

    Komm Seele, komm, und lerne weiter schauen,
    Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
    Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen;
    Halt ihre Lust vor eine schwere Last;
    So wirstu leicht in diesen Port gelangen,
    Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

    (Christian Hofmann von Hofmannswaldau 1679)

    Ach Liebste, laß uns eilen

    Ach Liebste, laß uns eilen,
    Wir haben Zeit,
    Es schadet uns verweilen
    Uns beyderseits.

    Der edlen Schönheit Gaben
    Fliehen Fuß für Fuß,
    Daß alles, was wir haben,
    Verschwinden muss.

    Der Wangen Zier verbleichet,
    Das Haar wird greiß,
    Der Augen Feuer weichet,
    Die Brunst wird Eiß.

    Das Mündlein von Corallen
    Wird ungestalt,
    Die Händ als Schnee verfallen,
    Und du wirst alt.

    Drumb laß uns jetzt genießen
    Der Jugend Frucht,
    Eh´als wir folgen müssen
    Der Jahre Flucht.

    Wo du dich selber liebest,
    So liebe mich,
    Gieb mir das, wann du giebest,
    Verlier auch ich.

    (Martin Opitz 1624)


    Die Epoche des Barock im Unterricht

    Wie kann man eine so schematisch regelorientierte Kunstepoche, die zudem bewusst jeden persönlichen Ausdruck meidet und stattdessen ein jenseitig orientiertes Leben lehrt, im Schulunterricht des 21. Jahrhunderts sinnvoll behandeln?

    Zur Beantwortung dieser Frage folgen „die hauslehrer“ stets zwei zentralen Grundsätzen:

    1. Unterrichtsinhalte dürfen nicht isoliert behandelt werden, sondern müssen konsequent in einen geistes- und politgeschichtlichen Zusammenhang gestellt werden, um den Schülern nach und nach „rote Fäden“ der geschichtlichen Entwicklung hin zu unserer Zeit sowie den Beitrag der jeweiligen Epoche zu dieser Entwicklung zu vermitteln.
    2. Die Inhalte des Unterrichts müssen mit den Motiven der Schüler verknüpft werden, sodass ein Lebens- und Realitätsbezug transparent wird.

    Die Epoche des Barock ist von dramatischen Umwälzungen geprägt.
    Wie meist bei großen geschichtlichen Entwicklung führen auch im 16. und 17. Jahrhundert bahnbrechende naturwissenschaftlich-empirische Entdeckungen zu einem veränderten Selbstverständnis und zu Veränderungen in der Gesellschaftsordnung. Zudem hat die im Laufe des 16. Jahrhunderts von Luther, Zwingli und Calvin initiierte Reformationsbewegung die absolute Autorität der Katholischen Kirche und mit dieser die tradierte hierarchische Weltordnung erheblich ins Wanken gebracht. So ist der Beginn des 17. Jahrhunderts von einem ganz Europa umfassenden Glaubenskrieg geprägt, in den die gesamte Bevölkerung zwangsläufig verwickelt ist.

    Zusammen genommen führen diese Bedingungen zu einem neuen und vorher nie da gewesenen Selbstverständnis des Menschen, der sich zunehmend über seine vernunftbedingte Erkenntnisfähigkeit zu definieren beginnt und Jahrhunderte gültige scholastische Lehren infrage stellt. Anstelle des „Staunens“, welches Platon und die antiken Denker motivierte, die „Welt“ zu entdecken, tritt in der Neuzeit das Prinzip des systematischen oder „methodischen“ Zweifels (vgl. René Descartes). Alte Wahrheiten inklusive der auf dem ptolemäischen Weltbild (vgl. Claudius Ptolemäus ca. 100 – 160 n- Chr.) basierenden hierarchischen Weltordnung geraten zunehmend ins Wanken und dies führt zu intensiven Auseinandersetzungen mit weitreichenden Folgen.

    Um diese Zusammenhänge zu verdeutlichen, könnte in der Schule ein fächerübergreifender Unterricht angeboten werden, der den Schülern in Physik neben der kopernikanischen Weltsicht und den Gesetzen der Gravitation auch die der Mechanik vermittelt, die alle im 17. Jahrhundert entdeckt wurden. Im Geschichts- und Religionsunterricht könnte parallel dazu aufgezeigt werden, wie sehr diese Entdeckungen mit dem wirtschaftlichen und sozialen Wandel einhergingen und die Menschen zugleich mit bislang unbekannten Fragen der Metaphysik und Ethik konfrontierten, was wiederum Gegenstand des Philosophieunterrichtes sein sollte. Und um das Bild abzurunden, könnte der Literatur und Kunstunterricht die entsprechenden Werke der Zeit behandeln oder solche wie Brechts „Leben des Galilei“, das einen Transfer in die modernere Zeit bereits impliziert und fordert.

    Damit wäre auch der zweite wichtige Aspekt, den Unterricht konsequent mit den Motiven der Schüler zu verknüpfen, einbezogen. Veränderungen der Lebensbedingungen, sei es durch Entdeckungen, Kriege oder Katastrophen, führen immer zu menschlichen Unsicherheiten und zwingen zu einer Neuorientierung, die sich oftmals viele Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinziehen kann, was ebenfalls im Philosophie-, Deutsch- oder auch Religionsunterricht thematisiert werden sollte.

    So lernen die Schüler zum einen, dass die Welt, in der sie derzeit leben, keineswegs immer so war wie sie heute ist und dass auch diese Bedingungen sich bald schon wieder verändern können. Dass dies ohnehin bereits geschieht und zu einer gewissen Verunsicherung der Menschen führt, sieht man beispielsweise an den aktuellen Wahlergebnissen, die in mehreren Ländern Europas und der Welt zu erheblichen Verschiebungen des politischen Mainstreams nach rechts führten und den verstärkten Ruf nach mehr Autorität wiederaufleben lassen. Zu nennen wären hier auch die Globalisierung und der Klimawandel, die einseitig wirtschaftliche Ausrichtung moderner Gesellschaften auf materiellen Wohlstand (Kriege um Energiereserven, Rohstoffe, der Hunger in der Welt etc.) bei gleichzeitiger Vernachlässigung menschlicher Grundbedürfnisse wie Solidarität und Vertrauen.

    Sich mit all diesen Themen auseinander zu setzen wäre die Schule der zentrale und geeignete Ort, an dem Lehrer ihren Schülern transparent werden lassen könnten, welche Lehren wir aus der Geschichte ziehen können, wobei der souveräne Umgang mit der Literatur einen tiefen Eindruck insbesondere davon, was die Menschen in unterschiedlichen Zeiten bewegte, vermitteln könnte.

    Unsere Tätigkeit als Nachhilfelehrer vermittelt uns hingegen eine ganz andere schulische Realität. Immer wieder zeigt sich, dass heutige Abiturienten nach zwölf oder dreizehn Jahren Schule weder geschichtliche Zusammenhänge verstehen noch in der Mehrzahl in der Lage sind, literarische oder Sachtexte eigenständig zu analysieren oder gar zu interpretieren. Angesichts dieses Mangels an verknüpftem Wissen verstehen sie folglich auch ihre eigene Lebenswelt kaum mehr. Viele wissen daher auch nach ihrem Schulabschluss nicht, was sie beruflich machen sollen. Und ein auf schnelle Spezialisierung ausgerichtetes Bildungssystem drängt sie dann, sich möglichst schnell zu spezialisieren, um als leistungsfähiges Mitglied der Gesellschaft zu Sicherung des Status Quo beizutragen.

    Unsere Nachhilfelehrer tragen mit ihrer täglichen Arbeit bei den Schülern dazu bei, die enormen Wissenslücken auszugleichen und die roten Fäden und Zusammenhänge zu zeigen, die Wissen erst zu menschlicher Kompetenz reifen lassen.

    In diesem Sinne soll auch dieser Artikel zum Zeitalter des Barock dazu dienen, Verbindungen und Zusammenhänge zu erkennen und nachzuvollziehen, die letztlich zu einer eigenständigen und verantwortungsbewussten Lebensorientierung beitragen können.

    Weitere Artikel zu anderen Epochen werden folgen, wodurch mit der Zeit ein Forum entsteht, das insbesondere zur Orientierung über die zeitgeschichtlichen Gegebenheiten und Bedingungen dienen soll.

     

    Von Frank Niessing, unserem Konrektor für Nachhilfe in Düsseldorf.

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