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    Gestaltung der Sommerferien für die Kinder

    Veröffentlicht am 21.12.2022

    „Endlich Sommerferien! Was werde ich alles machen?“  vs. „Ohje, Sommerferien, was soll ich bloß machen?“

    Zwei Ausrufe mit vielen Parallelen, die jedoch gegensätzlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite spricht ein Schulkind, das sein Glück kaum fassen kann, dass in den kommenden Wochen keine Vokabeltests, Klassenarbeiten und Referate auf es warten, sondern viele Tage mit vielen Abenteuern und viel Zeit für die eigenen Hobbys. Auf der anderen Seite ist die Reaktion eines Vaters oder einer Mutter, der/die nicht genau weiß, wie er/sie diese sechs Wochen organisieren soll, ohne den gesamten Jahresurlaub aufzubrauchen. Doch die Betreuung ist eigentlich nicht der Kern des Problems. Es geht eher darum, wie man diese Wochen gestalten kann, damit das Kind ausgeglichen, ausgetobt und dennoch vorbereitet in das nächste Schuljahr startet.

    Damit die Frage „Was soll ich bloß machen?“ nicht für mehr graue Haare sorgt als nötig, widmet sich dieser Blogeintrag genau dieser und versucht wichtige Faustregeln und sinnvolle Aktivitäten zusammenzufassen.

    Das Gehirn braucht die Ferien für Bauarbeiten

    „Pausen sind wichtig fürs Gehirn“ – hält Dr. Jörg Siewert in einem Interview fest (Spiegel). Und tatsächlich ist es ratsam, den Schulkindern zu Beginn der Ferien einfach mal Freiraum zu lassen. Sie haben sich ein ganzes Schuljahr bemüht und sind öfter als man denkt mit sich selbst ins Gericht gegangen und besonders die letzten schweren Wochen wurden vor allem mit dem Gedanken an die rettenden Ferien durchgehalten. Jedes einzelne Schulkind hat sich die Ferien verdient. Aber nicht nur aus Sicht unserer Kinder sind die Ferien wichtig. Dr. Jörg Siewert von der Universität Siegen bestätigt, dass Kinder und Jugendliche einen Zeitraum brauchen, damit sich ihr Gehirn neurologisch neu ausrichten kann (vgl. Siewert). Insbesondere während der Pubertät verändert sich das Volumen der grauen Gehirnsubstanz erheblich: Bestimmte Regionen nehmen an Volumen zu, andere verlieren an Gewebe. Dabei handelt es sich um ungenutzte Zellen, die in der Folge einer Umstrukturierung des Gehirns abgestoßen werden (vgl. Prof. Martin Meyer, Psychologisches Institut Zürich). Und genau für dieser Veränderung sind die Sommerferien als Reflektionsphase notwendig. Doch haben die Sorgen von Eltern, dass die Entwicklung ihres Kindes in den vielen Wochen stagnieren könnte, auch ihre Berechtigung.

    Was soll ich machen?

    Ferien sollten abwechslungsreich sein: Sechs Wochen zocken sind nicht ratsam. Vor allem aber sollten Ferien den Schüler:innen einen (Zeit-)Raum geben, in dem sie sich als „kompetent“, „selbstwirksam“ und „selbstbestimmt“ erleben (Siewert). Schule ist für einige Schüler:innen leider immer wieder ein Ort des Frusts. Sie werden ständig auf den Prüfstand gestellt. Ferien sollten ihnen daher die Möglichkeit zu Erfolgen geben und selbstbestimmtes Lernen erlauben. Lang Schlafen sollte auch endlich mal ok sein.

    Beraten Sie schon während der letzten Wochen vor den Ferien, worauf ihr Kind Lust hat. Haben Sie auch Ideen in petto, um ihrem Kind zu helfen, außerhalb seines Horizonts zu denken. Legen Sie den Schwerpunkt auf Aktivitäten, die in der Schulzeit zu wenig Raum genießen, wie körperliche Aktivitäten (Klettern gehen, Fahrrad fahren, Kanufahren, Lern-wanderwege, …). Die Motorik wird aber auch bei Bastel- und Handwerkaktivitäten gefördert. Kochen kann endlich mal als Kunst erfahren werden. Kochen Sie mit Ihrem Kind zusammen und lassen Sie es die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Veränderungen wahrnehmen. Aber auch Erlebnispfade, Zoos und Museen sind unterschätzte Erlebnisräume, die Spaß bereiten und Lernorte sind, die sich klar von der reglementierten Schulzeit unterscheiden (vgl. Siewert).

    Spätestens nach der vierten Woche Ferien stellt sich nun häufig aber wieder dieselbe Frage: „Was soll ich bloß machen?“. Diesmal richtet sich die Frage aber nicht auf die Freizeitgestaltung, sondern ist ein Ausdruck der Sorge bezüglich des rasend nahenden ersten Schultags.

    Selbstbestimmtes Lernen und Selbstwirksamkeit sollten zentrale Merkmale der Feriengestaltung sein. Realistischerweise macht es aber auch Sinn, sich am Ende der Ferien dem fremdreglementierten Schulstoff zuzuwenden. In welchem Maße das der Fall sein sollte, muss individuell entschieden werden. Doch nichts ist frustrierender als eine erste Schulwoche, in der man feststellt, dass man sich an gar nichts mehr vom letzten Jahr erinnert. Spätestens nach nur wenigen Tagen fühlt man sich wieder ferienreif – der Frust ist zu groß. Diesem Frust sollte man behutsam vorbeugen:

    • Indem mit den letzten Tagen der Ferien eine geordnete Tagesstruktur einhergeht. Früheres ins Bett gehen und Aufstehen sowie tägliche kleine Aufgaben helfen, um sich langsam wieder an einen durchorganisierten Schulalltag zu gewöhnen.
    • Kurze Zeitspannen der Wiederholung des alten Stoffs sind sinnvoll, damit direkt die ersten Wochen des neuen Schuljahres Erfolgserlebnisse bereithalten und die Motivation, dranzubleiben, wächst.

    Möglichkeiten, wie diese kurzen Phasen der Wiederholung und Vertiefung umgesetzt werden können, gibt es viele: Lerntreffs mit Freunden, Karteikasten, Mini-Präsentationen, Sommerschule, etc. Einige dieser Methoden wurden schon in anderen Blogbeiträgen erläutert. Um Wiederholungen und eine zu große Flut an Informationen zu vermeiden, konzentriert sich dieser Blogeintrag auf die sogenannte Sommerschule.

    Sommerschule – Was ist das?

    Sommerschule ist sicherlich der geläufigste Begriff, der bis nach Österreich und in andere deutschsprachige Länder reicht. Wie jedoch überall in Deutschland wird dieses extra Angebot in jedem Bundesland anders genannt. So spricht man in NRW von den „LernFerien“ und in Rheinland-Pfalz von einem LiF-Kurs – also „Lernen in den Ferien“.

    Doch egal, wie sie heißen, die Angebote der Sommerschule sind in der Regel ähnlich. Im Folgenden werden die zentralen Eckpunkte des Sommerschulangebots einmal zusammengefasst.

    • Im Vergleich mit außerschulischen Lernangeboten wird mit Schule häufig das Wort „Pflicht“ verbunden – es heißt ja auch Schulpflicht. Dieses Merkmal fällt bei der Sommerschule weg, denn Sommerschulen sind ein freiwilliges und kostenloses Lernangebot in den Ferien. Das Ministerium für Bildung RLP weist ausdrücklich darauf hin, dass ihr LiF-Kurs „frei von Zeit- und Leistungsdruck“ sein soll, welcher bekannterweise doch ein großer Bestandteil der Regelschule ist.
    • Ziel von Sommerschulen ist es, Lernlücken zu schließen und Gelerntes zu vertiefen. Doch allein bei den fachlichen Inhalten soll es nicht bleiben. Das Programm „Lernferien NRW – Lernen lernen“ hebt hervor, dass neben der fachlichen Kompetenz, sprich die „individuelle Förderung von Grundfertigkeiten in Deutsch, Englisch und Mathe“, auch die Lernkompetenz mit Schwerpunkt auf „Entwicklung von Selbstorganisation und Lernbereitschaft“ sowie die soziale Kompetenz mit Blick auf „Teamfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit“ gefördert werden soll (LernFerien NRW)
    • Das Lehrpersonal wird gezielt für das Angebot geschult. In welchem Umfang diese Schulung stattfindet, ist allerdings nicht erklärt. Da jedoch in der Regel studentische Förderkräfte oder pensionierte Lehrkräfte den Unterricht übernehmen, ist davon auszugehen, dass die Betreuungsqualität Mindeststandards einhält. Pädagogische Vorerfahrung ist wichtig, denn eine Steigerung der Lernmotivation und Leistungsbereitschaft sind ebenso zentrale Bausteine wie die oben benannten Kompetenzen (vgl. ebd).
    • Fast alle Sommerschulangebote sind einwöchig, umfassen täglich drei bis fünf Unterrichtsstunden und finden meist in den letzten beiden Ferienwochen statt. Tatsächlich gibt es auch Herbst- oder Osterferien- „Schulen“. Die Lerninhalte sind idealerweise in enger Absprache zwischen den Schulen und den Lehrkräften vorbereitet worden.
    • Die Gruppengröße entspricht nicht der einer Schulklasse. In der Sommerschule wird versucht das umzusetzen, was ideal auch in der Regelschule der Fall wäre: Zwischen acht und ca. 15 Schüler:innen bilden eine „Klasse“ (vgl. ebd, Ministerium für Bildung RLP). Bei der Zielgruppe gibt es allerdings Unterschiede. Während sich beispielsweise LiF in Rheinland-Pfalz an Schüler:innen aller Jahrgangsstufen richtet, sind die „LernFerien NRW – Lernen lernen“ speziell für „versetzungsgefährdete Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 aller weiterführenden Schulen“ gedacht (vgl. ebd, LernFerien NRW)
    • Während sich die meisten Programme auf die Förderung von leistungsschwächeren Schüler:innen spezialisieren, gibt es andere, die insbesondere die leistungsstarken ansprechen. So gibt es in NRW das Pendant zu „Lernen-lernen“, welches sich „LernFerien NRW – Begabung fördern“ nennt. Dieses richtet sich an interessierte und leistungsbereite sowie -begabte Jugendliche aus der Einführungsphase bzw. der ersten Qualifikationsphase der Oberstufe (also 11. oder 12 Klasse). Zentraler Lerngegenstand sind hier gesellschaftliche Fragestellungen, Persönlichkeitsentwicklung, Motivation und Verantwortungsbewusstsein (vgl. LernFerien NRW).

    Alle staatlichen Sommerschulangebote sind kostenlos, auch weil insbesondere finanziell schlechter gestellten Schüler:innen die Tür zu zusätzlichen Lernmöglichkeiten offen gehalten werden sollte. Markus Hanisch, Sprecher des Berliner Landesverbandes Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gibt außerdem zu bedenken, dass wirkungsvolle Sommerschulen den Bildungsbegriff nicht nur auf den Lernstoff der Hauptfächer reduzieren (Spiegel). Spaß, Freude und Spiel sollten daher auch in der Sommerschule nicht zu kurz kommen.

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    Quellen

    Bildungsministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Österreich): Sommerschule 2022 – Informationen auf einen Blick. Internet: https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:8d7d5722-ad78-47e6-95eb-dd1c2b0521fb/sommerschule_d.pdf (25.08.22).

    Fokken, Silke (2020): Berlin plant „Sommerschule 2020“. In: Spiegelonline. Internet: https://www.spiegel.de/panorama/bildung/corona-krise-berlin-plant-sommerschule-2020-a-61102328-c672-4dd7-8f76-c625dcb2df44 (25.08.22).

    LernFerien NRW. Internet: https://www.lernferien-nrw.de/ (25.08.22)

    Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz: Volkshochschulen und Bildungsministerium starten Programm „Lernen in den Ferien“. Internet: https://bm.rlp.de/de/service/pressemitteilungen/detail/news/News/detail/volkshochschulen-und-bildungsministerium-starten-programm-lernen-in-den-ferien/ (25.08.22).

    Prof. Meyer, Martin in “Das Gehirn von Jugendlichen ist eine Baustelle“. Internet: https://www.psychologie.uzh.ch/dam/jcr:00000000-0fff-14a1-ffff-ffffd29e8fe9/prisma0412.pdf (25.08.2022)