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    Computerspielsucht

    Veröffentlicht am 07.03.2021

    Eine digitale Droge

    Es wird angenommen, dass bis zu 3 Prozent aller Deutschen computerspielsüchtig sind (Bleckmann & Fenner, 2013).
    Die Sucht, die ganz ohne eine Substanz auskommt, hat damit mehr Opfer als die meisten harten Drogen. Heroin beispielsweise haben schätzungsweise gerade mal 0,6 Prozent aller Deutschen in ihrem Leben ausprobiert (Kraus et al., 2014). Der Anteil an Süchtigen ist entsprechend noch viel kleiner.

    Trotzdem wird beim Thema Sucht eher selten an Computerspiele gedacht. Im Vergleich zu Amphetaminen, Heroin oder LSD erscheint der Computer einfach zu harmlos. Tatsächlich wird der Anteil an Alkoholsüchtigen in Deutschland ebenfalls auf ca. 3 Prozent geschätzt (Bloomfield, Kraus & Soyka, 2008). Computerspielsucht ist damit eine ernst zu nehmende Erkrankung.

    Eine der Gründe, warum Computerspielsucht dennoch eher unbekannt ist, wird wohl an dem vergleichsweise schlechten Forschungsstand liegen. Es handelt sich um eine sehr junge Sucht, da der Suchtgegenstand, Computerspiele, der breiten Masse erst in den 90er-Jahren zugänglich wurde. Heute allerdings sind Computerspiele auf Handys und Tablets überall und aus den Kinderzimmern schon lange nicht mehr wegzudenken.

    Was Computerspielsucht mit einem Kind machen kann, wie man sie erkennt und welche Wege es daraus gibt, besprechen wir in unserem Hauslehrer-Stream.

    Stream Inhalt

    Ursachen

    Computerspielsucht entsteht wie alle Abhängigkeiten nicht „einfach so“. Am Anfang steht stets ein tiefer liegendes Problem. Bei Kindern ist es oft eine Mischung aus Mobbing in der Schule und fehlende Präsenz der Eltern zu Hause. Letzten Endes werden sie also mit ihren Problemen alleine gelassen. Betroffene Kinder, sowie auch viele Erwachsene, finden sich in einer Situation wieder, die sie selbst nicht zum Guten wenden können. Computerspiele geben hier die Möglichkeit, aus dieser Situation in eine Welt, in der es keine Probleme gibt, zu flüchten, in der man sogar zu den Erfolgreichen gehören kann.

    Computerspielsüchtig wird man also nicht, weil die Spielmechanik uns fasziniert und nicht mehr loslässt. Die Mechanik lässt uns mit dem Spielen anfangen und kann uns sicherlich dazu bringen, eine unvernünftig lange Zeit weiterzuspielen. Zur Droge machen das Computerspiel die sozialen Umstände einer Person sowie Personenfaktoren, wie die Persönlichkeit, die zusammen eine Gesamtvulnerabilität (Verletzbarkeit) ergeben. Je höher diese ausfällt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand computerspielsüchtig bzw. allgemein süchtig wird.

    Der Weg in die Computerspielsucht gleicht somit dem in Substanzabhängigkeiten wie der Alkoholsucht. Auch hier beginnt man mit dem Konsum wegen positiver Gefühle währenddessen (Alkoholrausch= Spielmechanik). Ein krankhaft großer Konsum ergibt sich allerdings nur, wenn sich die soziale Situation eher negativ darstellt.

    Ab wann liegt ein bedenklich hoher Spielekonsum vor und wie äußert sich Computerspielsucht?

    Die allgemeine Definition von Sucht unterscheidet sich je nach Fragestellung. So sind die meisten Kaffeetrinker wahrscheinlich koffeinsüchtig und werden Entzugserscheinungen haben, wenn sie plötzlich keinen Kaffee mehr trinken. Allerdings behindert diese Sucht ihr Leben in nur sehr geringenm Maße. Auch sehr viele Computerspieler werden wahrscheinlich süchtig sein. Sie werden Entzugserscheinungen wahrnehmen, wenn sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr spielen. Allerdings gilt auch hier, dass ihre Sucht ihr Leben nicht oder kaum negativ beeinträchtigt.

    Von einer bedenklichen Abhängigkeit spricht man daher in aller Regel erst, wenn das Leben der betroffenen Person einschneidend beeinträchtigt ist.

    Somit gilt wie immer: Die Dosis macht das Gift. Ein bis zwei Tassen Kaffee pro Tag schaden kaum und manche Untersuchungen kommen sogar zu einem gesundheitlich positiven Effekt. Ein bis zwei Stunden Computerspielen pro Tag schaden ebenfalls kaum bzw. viele Spieler werden von einem entspannenden Effekt beim Spielen berichten, womit das Computerspiel hier einen eher gesundheitlich positiven Effekt hat.

    Wann die Dosis zu hoch ist, ist von Person zu Person unterschiedlich. Allgemein gilt jedoch: Je jünger das Kind, desto kürzer sollte die Computerspielzeit (oder Fernsehzeit) sein. Bei Grundschulkindern sollte kein regelmäßiger Computerspielkonsum bestehen. In der Pubertät sind ein bis zwei Stunden pro Tag durchaus vertretbar.

    Entscheidend dabei ist: Leiden Freundschaften, sportliche Betätigung, Schulnoten oder das Familienleben unter dem Spielekonsum? Dies ist nicht immer leicht zu erkennen. Computerspielsüchtige verhalten sich in vielen Belangen nicht anders als Substanzabhängige. Sie versuchen so gut wie möglich, ihre Sucht zu verbergen und so viel zu konsumieren wie möglich. Sie sind dabei sehr geschickt und fallen oft erst auf, wenn die Sucht einen Großteil ihres Lebens bestimmt.

    Wie kann man Computspielsucht vorbeugen und sollte man Computerspiele verbieten?

    Wie meistens ist ein allgemeines Verbot nicht empfehlenswert. Dafür ist es für Kinder zu einfach, an ein Computerspiel heranzukommen. Da der maßvolle Konsum von Spielen auch positive Effekte hat, würde man diese außerdem ebenfalls ausschließen. Darüber hinaus kann der Spaß an Computerspielen durchaus genutzt werden für erzieherische Maßnahmen. Sie sind meist sehr effektive Motivationsmittel.

    Wichtig ist, dass Computerspiele eine Belohnung darstellen. Wenn ein Kind all seine Aufgaben für die Schule und im Haushalt gemacht hat, sich sportlich betätigt hat, keinen Streit hat eskalieren lassen und auch seine Freunde nicht vergessen hat, dann kann, darf und soll es tun, was es will. Wenn es Computerspiele spielen möchte, dann gibt es keinen Grund, dies zu verbieten. Man eröffnet dem Kind auf diese Weise die Möglichkeit, sich das Computerspielen zu „erarbeiten“.

    Kinder, die nur als Belohnung an Computerspiele herankommen, werden keine Computerspielsucht entwickeln. Dafür ist die Liste an Aufgaben, die zuvor erledigt werden müssen, zu lang. Sie werden also nur wenig Zeit übrig haben, um Computerspiele zu spielen. Außerdem sind Kinder nicht unbedingt für Disziplin bekannt. Oft genug werden sie sich das Computerspiel also auch nicht verdient haben.

    Erst kommt also die Arbeit, danach erhält das Kind sein Handy, Tablet, PC oder seine Konsole.

    Wenn das „Kind“ bereits in den Brunnen gefallen ist. Wege aus der Computerspielsucht.

    Neben einem Entzug auf unbestimmte Zeit, muss man natürlich die zugrunde liegenden Faktoren für eine Computerspielsucht prüfen. Wie anfangs beschrieben, werden Kinder nicht „einfach so“ computerspielsüchtig. Wie ist die soziale Situation in der Schule, wird das Kind vielleicht gemobbt? Außerdem sollte man reflektieren, inwiefern das eigene Verhalten als Elternteil zu der Entwicklung zur Computerspielsucht beigetragen hat. Gegebenenfalls ist es ratsam, sich Hilfe bei einem Kinder- und Jugendtherapeuten zu suchen.

    Darüber hinaus muss ein Alternativangebot zum Computerspiel gemacht werden. Hier eignet sich insbesondere Sport als Suchtersatz. Wobei es sich natürlich um eine Sportart handeln muss, welche dem Kind gefällt.

    Zu guter Letzt sollten Maßnahmen zur Vorbeugung von Computerspielsucht umgesetzt werden. Man kann einem Kind das Computerspielen nicht für immer verbieten. Nach einer gewissen Zeit der Zwangsabstinenz sollte also gelten, dass sich das Kind den – vernünftigen – Computerspielkonsum erarbeiten kann.

     

    Quellen

    Bleckmann, P., & Fenner, I. (2013). Verankerung und Vertreibung in realen und virtuellen Welten: biographische Längsschnittinterviews zu Bewältigung bei Computerspielsucht. BIOS-Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen, 26(1), 77-109.

    Bloomfield, K., Kraus, L. & Soyka, M. (2008). Alkoholkonsum und alkoholbezogene Störungen (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Bd. 40). Berlin: Robert-Koch-Inst

    Kraus, L., Pabst, A., Gomes de Matos, E., & Piontek, D. (2014). Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2012 Tabellenband: Prävalenz des Konsums illegaler Drogen, multipler Drogenerfahrung und drogenbezogener Störungen nach Geschlecht und Alter im Jahr. IFT Institut für Therapieforschung.