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    Wie man Kinder richtig motiviert

    Veröffentlicht am 05.08.2017

    Die Wundermittel „Richtig Loben“, „Richtig kritisieren“, „Vorbildwirkung“, „Förderung und Ermutigung“ als Motivationsgaranten.

    Von Natur aus ist der Mensch, besonders der junge Mensch, motiviert, Neues (Unbekanntes) zu ergründen und aus Nichtwissen Wissen zu machen. Wissensdurst ist angeboren. Daher ist es schon verwunderlich, dass Kinder im Kindergartenalter oder in frühen Grundschuljahren Wissen aufsaugen wie ein trockener Schwamm das Wasser und in weiterführenden Schulen bei vielen Jugendlichen die Motivation gegen Null geht.

    Grund dafür ist nicht selten der zu hohe Leistungsdruck und das Umfeld Schule selbst. Sehr gute Noten sind das Maß aller Dinge. Sie bewerten in der Regel allein, ob ein Schüler oder eine Schülerin „gut“ oder „schlecht“ ist. Der Notendurchschnitt ist wie die Ergebnisliste eines Sportwettkampfes. Er zeichnet Gewinner, aber ebenso das Mittelfeld und die Verlierer aus.

    Auch wenn einheitliche Kriterien der Bewertung sicherlich von Nöten sind, ein tatsächliches Feedback über den persönlichen Leistungsstand oder die persönliche Entwicklung eines Schulkindes geben Noten in den seltensten Fällen.

    Scheitert ein Kind an diesem Lernsystem, wird aus Lernlust eher Lernfrust. Letztendlich scheitert das Kind nicht nur am Lernsystem, sondern auch an sich selbst. Die Motivation, Neues zu lernen und zu entdecken, verlagert sich von Schule und Hausaufgaben auf die Entdeckung neuer Strategien, Schule und Lernen zu vermeiden und schlechte Noten zu „erklären“. Bleibt der Druck für gute Noten weiter hoch und findet das Kind keine funktionierenden persönlichen Ruhezonen mehr, reagiert das empfindliche „System Kind“ mit Angst, Stress und weiteren negativen körperlichen Symptomen.

    Die Frage, welche durch Eltern zu beantworten ist: „Kann ich den natürlichen Wissendurst wieder wecken?“ oder anders „Wie kann ich mein Kind wieder motivieren?“

    Die nachfolgenden Anregungen sollen eine kleine Hilfestellung sein, wie Motivation neu erlernt und aufrechterhalten werden kann.

    Vorbildwirkung der Eltern

    Eltern sind – auch in der Pubertät – wichtige Bezugspersonen für ihre Kinder. Aber sie haben andere Aufgaben im Familiengefüge, als die Aufgaben von Nachhilfekräften oder eines Ersatzlehrers zu übernehmen. Jedoch können Eltern allein durch ihr tägliches Auftreten zur Lernmotivation beitragen.

    Mitgefühl, Glaubwürdigkeit, Begeisterungsfähigkeit und Konsequenz sind wichtige Erziehungsprinzipien, an denen sich Eltern alltäglich messen lassen sollten.

    Nur wenn Eltern selbst motiviert sind und von sich selbst etwas abverlangen, können sie ihre Kinder motivieren und etwas von ihnen verlangen. Aber Achtung: Eltern sind Erwachsene und Kinder eben Kinder beziehungsweise Jugendliche. Deshalb sollten die Ansprüche auch darauf ausgerichtet sein.

    Die Devise lautet: Motivation durch Vorbild.

    Reale Ziele setzen

    Ein Lernziel ist ein formulierter und angestrebter Zustand auf Grundlage einer Ausgangsbasis und einer definierten Handlung, dem Zweck dienend, die Ausgangsbasis positiv zu verändern.

    Diese etwas wissenschaftliche Erläuterung sagt nichts Anderes aus, als dass Ziele bewusst gewählt werden müssen und keine daher gesagten Luftschlösser sein sollten.

    Ziel müssen auch nicht zwangsläufig an Noten festgemacht werden. Eine Veränderung etwa im Lernverhalten oder der Hausaufgabenzuverlässigkeit sind ebenso erstrebenswerte Ziele.

    Zudem sind Ziele altersgerecht zu formulieren und nicht an Belohnungen oder Strafen zu knüpfen.

    Am besten ist es natürlich, wenn Ziele durch die Kinder und Jugendlichen selbst gesteckt werden. Aber auch hier gilt, dass Eltern darauf achten sollten, dass Ziele an der Realität ausgerichtet werden.

    Glaubwürdiges Interesse

    Glaubwürdiges Interesse an Schule bedeutet nicht das bloße Abfragen der Noten oder die Nachfrage, ob die Hausaufgaben erledigt sind. Vielmehr gehören auch intensive Gespräche insbesondere über das Schüler-Lehrer-Verhältnis, das Klassenklima, die Schulfreunde, über schulstoffliche Aspekte und nicht zuletzt über das allgemeine Befinden des Kindes im schulischen Umfeld dazu.

    Hier sind die Eltern oft mehr als Zuhörer denn als sich Einmischende gefragt. Glaubwürdiges Interesse bedeutet auch, sich Zeit nehmen für die persönlichen Probleme des Kindes und auch, die Darstellungen und Empfindungen des Kindes nicht pauschal zu bagatellisieren oder zu verstärken.

    Wichtig: Neben all den großen und kleinen Problemen, sollte auch über positive Erlebnisse gesprochen werden. Die Unterhaltung über positive Dinge des Schulalltages ist auch ein guter Türöffner, um über weniger positive Dinge zu sprechen.

    Schule ist Schule und daheim ist daheim

    Das Zuhause sollte das bleiben, was es ist. Zuhause bedeutet neben allen Pflichten vornehmlich ein Ort des Rückzuges, der Erholung und der Entspannung, ein Umfeld von Spaß, Hobby und gemeinsamen familiären Aktivitäten.

    Rücken schulische Probleme in den Vordergrund, nimmt Schule zu Hause zu viel Zeit in Anspruch, verliert das Zuhause immer mehr an Bedeutung als Gegenpol zu Schule.

    Hier sollte eine ausgewogene Balance gefunden und auf Anzeichen, wann es dem Kind zu viel wird, geachtet werden.

    Richtig loben und richtig kritisieren

    Eltern müssen zuerst ein für ihre Kinder spürbares positives Klima schaffen, in dem Fehler nicht nur erlaubt, sondern fast schon erwünscht sind. Wenn aus Fehlern dann gelernt wird, ist das Ziel schon erreicht.
    Als gutes Beispiel dient, wie und wie lange man für eine Klassenarbeit lernen sollte. Kommt nicht das erwünschte (vom Kind erwünschte) Ergebnis heraus, kann über den „falschen Weg“ geredet und ein besserer gegangen werden.

    Kinder nur an schulischen Noten zu messen, ist kontraproduktiv. Denn sie werden in gleicher Art bewertet, wie in der Schule. Besser ist es, an etwas zu messen, was das Kind selbst in der Hand hat und das es unabhängig von einem schulischen Bewertungssystem durch sein Handeln beeinflussen kann. Engagement und zeitlicher Einsatz, Zuverlässigkeit bei Hausaufgaben sind einige gute Beispiele, für die es zu loben lohnt.

    Kinder merken so schnell, dass sie den Erfolg und folglich auch die Anerkennung ihrer Leistung selbst in der Hand haben.

    Lob und Kritik sind nur Mittel der Motivation, wenn sie richtig eingesetzt werden. Deshalb:

    • Besser für Gutes loben als für Schlechtes kritisieren.
    • Lob darf nicht pauschal sein. Ein „Das hast du gut gemacht!“ hat weit weniger Gewicht als ein „Du hast drei Aufgaben mehr richtig gehabt, als in der letzten Hausaufgabe. Das ist gut! Das Üben hat sich ausgezahlt.“
    • Ebenso darf Kritik nicht pauschal sein und muss einen „Ausweg“ für die Zukunft aufzeigen. Ein „Schon wieder so viele falsche Antworten!“ hat weit weniger Gewicht, als ein „Schade, dass du einige Fragen nicht beantworten konntest! Überlege dir, ob du für die nächste Arbeit nicht die Übungsaufgaben aus dem Lehrbuch übst. Das wird sich sicherlich auszahlen.“
    • Kritik darf nie rückwärts gerichtet und mit Vorwürfen behaftet sein. Aussagen wie „Ich habe dir doch gesagt, dass es in die Hose geht!“ oder „Warum hast du es nicht so gemacht, wie ich es dir vorher gesagt habe!“ setzen nicht nur das Kind als eigenständige Persönlichkeit herab sondern fördern auch Unselbständigkeit und Demotivation.
    • Kritik darf nie vergleichen. Ein Vergleich mit gutem Verhalten oder guten Noten der Geschwister, Freunde oder gar der Eltern wirkt beim Kind zurücksetzend im sozialen Gefüge der Familie und des Freundeskreises.

    Noten richtig deuten – Leistung und Noten sind nicht immer dasselbe

    Eine schlechte Note in einer Klassenarbeit bedeutet nicht gleich eine schlechte Leistung. Deshalb sollte bei der Auswertung einer Note immer zwischen der eigentlichen Note und der erbrachten Leistung differenziert werden.

    Noten allein sind nicht aussagekräftig, sie sind eine Momentaufnahme und spiegeln weder den aktuellen Leistungsstand noch die Leistungsentwicklung eines Schülers im Ganzen wieder.

    Deshalb sollten in die Bewertung der Noten durch die Eltern folgende Kriterien ebenso einfließen:

    • Entspricht die Note dem Können des Kindes (Hausaufgaben, Übungen, etc.)?
    • Hat sich das Kind gut vorbereitet auf die Klassenarbeit?
    • Welche Art von Fehlern führte zu Punktabzügen (Flüchtigkeitsfehler, Aufgabenverständnis, handwerkliche Fehler, Zeitprobleme, etc.)?

    Wenn das Kind alles getan hat, um sein Notenziel zu erreichen, sollte es auch dafür gelobt und die Schulnote relativiert werden.

    Gute Leistung, schlechte Note – Shit happens!

    Ermutigen und Fördern – Rückschläge gehören zum Erfolg

    Ermutigung ist ein wichtiger Aspekt, Rückschläge (in Form von Noten) gut zu verkraften. Hat das Kind alles getan, hat es sich gut vorbereitet, gelernt, Ratschläge und Hinweise geprüft oder gar berücksichtigt, ist dem Kind nichts vorzuwerfen.

    Hier kommt es darauf an, das Kind zu ermutigen, den richtigen Weg weiter zu beschreiten.

    Kinder wollen nach Rückschlägen oft Veränderung. Es anders und besser machen, um das persönliche Leistungsziel zu erreichen. Ein Fördern solcher Eigeninitiative bringt dem Kind Sicherheit, mit seinen Entscheidungen ernst genommen zu werden.

    Bleiben schulische Erfolge aus, schaffen außerschulische Erfolgserlebnisse eine Art Balance und lassen den schulischen Misserfolg weniger schlimm erscheinen. Deshalb sollten auch außerschulische Leistungen (häusliche Aufgaben, Hobbys, etc.) gleichrangig Anerkennung finden.

    Das Entgegenbringen von Wertschätzung und Anerkennung trotz einer schlechten Note stärkt zusätzlich das Selbstbewusstsein des Kindes und reduziert es nicht nur auf eine Zahl unter der Arbeit.

    Fazit

    Motivation ist ein wichtiges Werkzeug, Kinder durch den Schulalltag mit all seinen positiven und negativen Seiten zu führen und nicht nur Aufgabe der Lehrkräfte, sondern im Besonderen des gesamten familiären Umfeldes.

    Lesetipps zum Thema „Wie man Kinder richtig motiviert“:

    Noten-Fairness: Zensuren sind nicht allein eine Frage der Leistung. Focus-Online 06/2011

     

    Von Andre Wiesener, unserem Konrektor für Nachhilfe in Koblenz.

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