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    Lernen in den Sommerferien

    Veröffentlicht am 25.08.2017

    Jedes Jahr das gleiche Spiel – völlig überraschend stehen die Sommerferien vor der Tür

    Im vorherigen Teil unseres Kompendiums haben wir uns mit der Zeit beschäftigt. Ich hoffe, Sie fanden den einen oder anderen Hinweis, wie wir etwas anders auf die Zeit schauen können. Heute beschäftigen wir uns mit einem speziellen Zeitraum. Für die allermeisten Schüler sind die Sommerferien die, nicht nur von den Temperaturen her, heiß ersehnte Auszeit von der Schule. Auch nach den Weichen stellenden Prüfungen und den Schuljahreszeugnissen die wohlverdiente Verschnaufpause.

    Doch droht für einige Eltern die sechswöchige Ganztagsbetreuung ihrer Kinder als eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Auch die vermeintliche Lernpause wird nicht von allen Erziehungsberechtigten als wohltuend empfunden.

    Wie schaut es denn in unseren Nachbarländern aus?

    Deutschland steht im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarländern mit relativ kurzen Sommerferien da. In Italien haben wir doppelt so lange Ferien im Sommer, also zwölf Wochen, in den Niederlanden zehn Wochen, in Frankreich 9 Wochen und in Belgien 8 Wochen, um nur einige Beispiele aufzuzeigen.

    Auch dort scheinen die Schulkinder nicht völlig verblödet und bar jeglicher Erinnerung an schulische Inhalte aus den Ferien zu kommen.

    Natürlich wissen wir alle um den Effekt, dass nach den Ferien einiges aus dem vergangenen Schuljahr nicht mehr so präsent ist, wie sich das Lehrer, Eltern und überraschenderweise auch die Schüler wünschen.

    Liegt das allein an den Ferien oder warum ist das so? Schauen wir uns in diesem Zusammenhang doch einmal genauer an, wie das mit dem Lernen – und hier meine ich das nachhaltige Lernen – so funktioniert.

    Wann haben wir denn etwas gelernt?

    Eine ganz gute Definition von „Gelerntem“ könnte so aussehen:

    Man hat etwas gelernt, wenn man daraufhin etwas kann, das man vorher nicht gekonnt hat oder nicht gewusst hat.

    Schon sind wir bei dem Unterschied zwischen „Wissen“ und „Können“. Wir wissen zwar, wie Vögel fliegen und trotzdem können wir es aus bestimmten Gründen nicht selbst.

    Aus der Kombination von Wissen über die relevanten Bereiche und der daraus resultierenden Bildung, also der Verknüpfung verschiedener Wissensgebiete und deren Anwendung, kann eine Kompetenz entstehen, die uns in diesem Fall mit gewissen Hilfsmitteln das Fliegen möglich macht.

    Bei Wissen und Können kommt ein ganz entscheidender Faktor ins Spiel – die Anwendung. Also das Tun, das im wahrsten Wortsinn „Begreifen“ einer Sache. Nachhaltiges Lernen beinhaltet immer auch die Anwendung. Wenn wir uns dann noch veranschaulichen, dass etwa ein Drittel des Hirns mit der Motorik (vor allem der Hände) beschäftigt ist, wird schnell klar, wie wichtig Begreifen für das Lernen ist.

    Sie können ihrem Kind wochenlang die wunderschönsten Animationsfilme in 3D mit Surroundton und Dolby-Stereo zum Beispiel über Milch vorführen. Das Kind wird dann vieles darüber wissen, jedoch nicht, wie Milch schmeckt. Das kann es erst beim Trinken begreifen.

    Gehen wir beim Lernen noch einen Schritt weiter.

    Wann ist Gelerntes denn wirklich gelernt?

    Viele Schüler kennen den Effekt (Lehrer und Eltern allerdings auch): Kurz nach einer Prüfung oder Klassenarbeit ist vieles von dem Gelernten schon wieder „weg“. Fragen sie einmal so ein halbes Jahr nach der Abiturprüfung einen der Betroffenen, was er von seinem Schulwissen noch parat hat. Sie werden sich wundern, wie wenig das noch ist. Ich lästere oft, dass das gespeicherte Schulwissen dann auf einer Postkarte Platz findet.

    Sieht so nachhaltiges Lernen aus? Die Schüler lernen zwölf oder dreizehn Jahre lang jeden Schultag und dann bleibt so wenig „hängen“? Ich meine – Nein!

    Gelerntes ist wirklich gelernt, wenn ich nicht mehr darüber nachdenken muss, es also direkt zur Anwendung kommen kann. So wie wir zum Beispiel nicht groß nachdenken müssen, wenn wir nach unserem Namen gefragt werden. Den haben wir sofort zur Verfügung – wie so vieles Gelerntes im Leben.

    Der Unterschied zum schulischen Wissen ist oft, dass dort der Zeitraum zur Verankerung einfach zu kurz ist.

    Bis auf eine Ausnahme gilt in allen Bundesländern die Regel: Sechs Wochen Schulstoff pauken, dann folgt die Klassenarbeit. Wieder sechs Wochen – nächste Arbeit. Gerade in den höheren Klassen wird der „gelernte“ Schulstoff dann nach den sechs Wochen oft auch nicht mehr „gebraucht“.

    Wenn man sich nun die entsprechenden Forschungsergebnisse der letzten Jahre anschaut, wird klar, warum so viel von unserem Schulwissen verloren geht. Es dauert beim Menschen um die sechs Monate, bis etwas so im Gehirn verankert ist, dass wir nicht mehr darüber nachdenken müssen, es also dauerhaft und stets zur Verfügung haben.

    Schlechte Neuigkeiten für die Bildungspolitiker!

    Es kann mit unserem System in den Schulen also nicht nachhaltig gelernt werden!

    Der bekannte „Lernforscher“ Prof. Manfred Spitzer hat einmal vor einigen Jahren einen interessanten Vorschlag gemacht:

    Man sollte diese Regelung nicht abschaffen – sondern sie einfach umdrehen. Es darf nach den sechs Wochen Lernen in der Schule in der Klassenarbeit alles abgefragt werden – außer den letzten sechs Wochen!

    Was würde passieren?

    Das kurz vor der Prüfung stattfindende Einpauken wäre gar nicht mehr möglich. Die Schüler – und im Übrigen auch die Lehrer – müssten völlig anders lernen und lehren, mehr Zeit in die Strategien der Anwendung als in das sture Abfragen von punktuellem Wissen investieren. Ich vermute, dass allein schon diese Maßnahme zu mehr Nachhaltigkeit führen würde.

    Das wäre mal einen Schulversuch wert!

    Jetzt ist auch deutlicher, warum in den Sommerferien doch so einiges an schulischem Stoff „vergessen“ wird.

    Das ohnehin kaum verankerte Wissen wird in der Ferienzeit so gut wie nicht „benutzt“, also noch mehr „entknüpft“.

    Was also tun in den Sommerferien?

    Die Frage stellt sich im Prinzip gar nicht mehr, denn was während der Schulzeit nicht richtig gelernt wurde, lässt sich in den Ferien auch nicht komplett aufholen.

    Das bedeutet allerdings nicht, in den Ferien gar nichts zu machen. Lernen in der Anwendung – und wenn es richtig gut gehen soll, in spielerischer Anwendung – ist eine der besten Möglichkeiten. Das sollte auch und gerade während der Schulzeit stattfinden.

    Mathematik kann prima beim Einkaufen „geübt“ werden, Sprachen im Urlaub sowieso. Der komplette Fächerkanon der Schulen kann seine Anwendung finden – am einfachsten draußen. Das Lernen findet nun mal im Leben statt und nicht in den Apps der Smartphones.

    Denn Schule sollte Heranwachsende auf das Lösen von zukünftigen Herausforderungen vorbereiten – also die Kreativität fördern!

    ….. wird fortgesetzt ……

     

    Von Norbert Petrie, unserem Konrektor für Nachhilfe in Köln.

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