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    „Links-Hirnig“ oder „Rechts-Hirnig“ lernen

    Veröffentlicht am 17.07.2016

    Das menschliche Gehirn ist in zwei Hemisphären aufgeteilt, die nur durch das Corpus callosum, eine ca. fingerdicke Verbindungsbrücke zwischen der rechten und der linken Hirnseite, verbunden sind. Dabei sind die beiden Hirnhälften für unterschiedliche Aufgaben „zuständig“. Während die linke Hirnseite vor allem bei rationalen Prozessen dominant aktiv ist, Details sortiert und verarbeitet und Ordnungsstrukturen schafft, ist die rechte Hemisphäre bei allen emotionalen, kreativen und musikalischen Operationen besonders aktiv und sie ist es auch, die Verbindungen zwischen Details erkennt und Zusammenhänge zu einem Gesamtbild ergänzt.

    In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Menschen entweder eher rechts- oder linkshirnig organisiert sind. Und diese Tatsache spiegelt sich auch in der Art des Lernens und der Verarbeitung neuer Inhalte wieder.

    So sind dominant linkshirnig organisierte Menschen deutlich besser darin, einzelne Fakten wie z.B. mathematische Formeln, Vokabeln und grammatische Strukturen auswendig zu lernen und erfolgreich abzurufen, während eine Dominanz der rechten Hirnseite eher dazu befähigt, sich in Situationen und Charaktere einzufühlen und deren Handeln emotional nachzuvollziehen. Zudem brauchen diese „Rechsthirnigen“ meist Informationen über die Kontexte von Situationen und Fakten, um sie nachvollziehen zu können.

    In der Schule werden solche Erkenntnisse jedoch meist nicht berücksichtigt. Tatsächlich sind Lehrer bis heute nicht dahingehend ausgebildet, unterschiedliche psychisch-persönliche Strukturen und Präferenzen zu erkennen und ihren Unterricht entsprechend abzustimmen und auszurichten.

    Faktisch findet in unseren Schulen und Universitäten fast ausschließlich Unterricht für „Linkshirnige“ statt und rechtshirnige, d.h. nach Zusammenhängen fragende Schüler werden eben dadurch nicht selten einfach „abgehängt“.

    So werden beispielsweise im Mathematikunterricht Formeln vermittelt, die es auswendig zu lernen und anschließend anzuwenden gilt, ohne gleichzeitig zu vermitteln, in welchen praktischen Kontexten genau diese Rechenoperationen Anwendung finden. Den linkshirnig organisierten Schülern fällt das Auswendiglernen meist leichter und so schreiben sie dann auch die besseren Noten. „Rechtshirnige“ fragen im Unterricht mehrfach nach Anwendungszusammenhängen, weil sie diese brauchen, um den Lernstoff im Kontext ihres bisherigen Verständnisses einordnen zu können. Erst dann sind sie in der Lage, auch die Details zu verstehen. Nicht selten verstehen Lehrer die Frage nach der praktischen Anwendbarkeit aber gar nicht– schließlich haben sie ja auch selbst ein einseitig ausgerichtetes Schul- und Universitätssystem durchlaufen.

    Ein anderes Beispiel für die einseitig linkshirnige Ausrichtung unseres Schulsystems ist der Deutschunterricht. Hier sollen u.a. fiktionale Texte wie Gedichte, Theaterstücke oder Romane analysiert und interpretiert werden. Und dazu bekommen die Schüler von ihren Lehrern oft lange Listen, die sprachliche und stilistische Mittel aufführen, die es dann auswendig zu lernen und anzuwenden gilt. Diese Aufgabe kommt wiederum den „Linkshirnigen“ entgegen, denen das Auswendiglernen von Details, ohne Kontext- und Bedeutungsverständnis deutlich leichter fällt.

    Rechtshirnig organisierte Menschen hingegen wollen – und müssen – zunächst die Wirkungsweise der jeweiligen sprachlichen oder stilistischen Mittel verstehen und fühlen, bevor ihr Gehirn sie adäquat verarbeiten kann. Kurz: sie brauchen Kontext und Zusammenhang und emotionalen Bezug.

    Da rechts- und linkshirnige Präferenzen ungefähr gleich verteilt sind und unser Schulsystem einseitig auf linkshirnige Wissensvermittlung ausgerichtet ist, haben wir als „die hauslehrer“ in der Nachhilfepraxis oft rechtshirnig orientierte Schüler, denen wir dann die in der Schule ausgesparten Kontexte ergänzen. Die Ergebnisse sind oft verblüffend – für die Schüler und auch für deren Eltern, die ihrem Kind nach vielen Misserfolgen gewisse Leistungen gar nicht mehr zugetraut haben.

    Erwähnenswert ist, dass es parallel zum etablierten Schulsystem durchaus rechtshirnig ausgerichtete pädagogische Konzepte gibt, die beispielsweise an Montessori-Schulen sehr erfolgreich angewandt werden. Gleichwohl gelten solche Modelle in unserer auf ein Funktionieren in den vorgegebenen Strukturen ausgerichteten Gesellschaft immer noch als exotisch oder gar weniger bedeutsam.

    Eine Integration der Grundlagen neurobiologischer Forschungen in die Lehrerausbildung, die belegen, dass die gleichzeitige Ansprache der linken und rechten Hirnfunktionen zu wesentlich besseren Lernergebnissen  führt, wäre jedoch sehr wünschenswert und hilfreich. Hielte dieses Wissen Einzug in unsere schulische und universitäre Praxis, so wäre damit sicher auch ein weitreichender Nutzen für die Gesellschaft verbunden  – nicht zuletzt jedenfalls für das psychische Wohlbefinden der Schüler und späteren Erwachsenen.

    Ein Beitrag unseres Düsseldorfer Konrektors Frank Niessing.

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