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    Neue Studien der Uniklinik Bonn zu ADHS

    Veröffentlicht am 27.03.2023

    In den letzten Jahren lesen und hören wir immer mehr von Kindern und Jugendlichen, die von der sogenannten Teilleistungsstörung „Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“, kurz ADS und der Variante ADHS (also mit Hyperaktivitätsstörung) betroffen sind.

    Ich meine ja inzwischen – durchaus mit einem leichten ironischen Augenzwinkern – dass ADHS doch eine ganz natürliche Reaktion eines Heranwachsenden sei, der auf die Reizungen des Überangebotes unserer heutigen Mediennutzung reagiert. Ohne ADHS käme er doch gar nicht mit der schnelllebigen Nutzung von TikTok, Facebook, Instagramm und Konsorten zurecht.

    Zu Beginn der Forschung, und oft auch noch heute im allgemeinen Sprachgebrauch, wurde ADS auf die Kindheit und Jugendzeit beschränkt angesehen. Gerade der Anteil der  Betroffenen mit ADHS, also der Hyperaktivität, sei nur dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder geschuldet und würde sich im Erwachsenenalter von allein verlieren.

    Jedoch zeigen die Forschungsergebnisse der letzten Jahre ein viel deutlicheres und verändertes Bild der Betroffenen. Inzwischen, so die neuere wissenschaftliche Einschätzung, leiden etwa 50-80 % der betroffenen Kinder und Jugendlichen auch im Erwachsenenalter in unterschiedlicher Schwere und Symptomausprägung an ADHS. Dies tritt auch noch sehr oft mit weiteren psychischen und körperlichen Erkrankungen auf.

    ADHS ist, nach übereinstimmenden Untersuchungen weltweit, mit einer Prävalenz (als Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt) von 2,5 % sogar eine häufig auftretende Erkrankung.

    Die Forschungen der neueren Zeit zeigen jedoch, dass ADHS, sowohl durch genetische Bedingungen und – hier wird es interessant – frühe Umwelteinflüsse, gravierende Auswirkungen auf ein noch in der Entwicklung befindliches Gehirn hat.

    Bei den einzelnen Patienten finden sich jedoch ätiopathogenetisch (die Ätiopathogenese ist das wissenschaftliche Erklärungsmodell für die Ursache sowie die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten), klinisch, neuropsychologisch und auf die Befunde der Hirnbildgebung bezogen unterschiedliche Profile.  Dies bedeutet, dass es keinen einzelnen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang gibt. Das wäre auch zu schön gewesen. Jedoch ist deutlich geworden, dass gerade in der frühkindlichen Entwicklung ein „Überangebot“ an Mediennutzung massive Veränderungen und Auswirkungen auf die Hirnausprägung hat.

    Die jeweiligen Inhalte, zu denen Kinder und Jugendliche ganz leicht Zugang haben, lassen mich oft nur noch erschrecken. So hat zum Beispiel eine Umfrage des Landes Rheinland-Pfalz an Schulen aus dem Jahre 2017 (vom Kultusministerium beauftragt) herausgefunden, dass spätestens im Alter von 12 Jahren ein Kind seinen ersten Pornofilm auf dem Mobiltelefon angeschaut hat. Die Umfrage wurde kaum publiziert und fand dadurch auch nicht ihre Weckfunktion für Eltern, sich einmal Gedanken zu machen, was ihre Sprösslinge unbeaufsichtigt im Internet so alles konsumieren.

    Ein erweiterter und neuer Bereich in der Erforschung von ADHS zu den Auslösern und Ursachen wurde am Universitätsklinikum Bonn untersucht:

    Marcel Schulze, Doktorand der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn (UKB), hat sich in seiner Studie mit Schwächen der Sinnesverarbeitung von ADHS-Patienten beschäftigt.

    Für seine Abschlussarbeit erhielt er eine Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler (den „Young Scientist Award“) der World Federation ADHD (Attention Deficit Hyperactivity Disorder). Diese ist ein weltweiter Verbund zur Forschung und Behandlung von ADHS.

    Wie schon zu Anfang des Textes beschrieben, ist ADHS ist nicht nur bei Kindern und Jugendlichen in großem Maße vorhanden und beeinträchtigt in vielen Familien das Zusammenleben. Gerade auch der sogenannte Schulalltag wird bei den davon Betroffenen meist negativ dominiert.

    Nun ist ADHS keine Erkrankung, die sich auf ein einzelnes oder ein Hauptsymptom beschränken lässt. Es ist eher eine Mischung aus verschiedenen Merkmalen. Meist, wie der Name ADHS schon deutlich macht, ist eine ausgeprägte Hyperaktivität (dafür steht das H), also ein sehr großer Bewegungsdrang, welchen schon der Arzt Heinrich Hoffmann in seinem Buch „Struwwelpeter“ mit dem Zappelphilipp so treffend beschrieben hat, ein Teil. Dazu kommt oft eine kaum vorhandene Impulskontrolle, die noch durch leichte Ablenkbarkeit und Unaufmerksamkeit verstärkt wird.

    Die betroffenen Patienten beschreiben oft, dass sie viele Gedanken und Assoziationen gleichzeitig wahrnehmen und von den verschiedenen Sinneseindrücken geradezu überwältigt werden. Schulze fand heraus, dass dabei die Sinneseindrücke vom Gehirn nicht in ihrer Relevanz oder Wichtigkeit behandelt werden, sondern eher alle fast ungefiltert „durchgelassen“ werden. Im Gegensatz dazu scheint bei Menschen ohne ADHS diese „Filterwirkung“ zu funktionieren und es findet nicht die Überlastung durch Sinnesreize statt.

    In seiner Studie hat Marcel Schulze sich in erster Linie mit den beiden Sinnen „Hören“ und „Sehen“ und deren gegenseitige Beeinflussung und Abstimmung beschäftigt. Seine Ergebnisse zeigten, dass bei den ADHS-Betroffenen diese Abstimmung nicht in dem Maße passt, wie es bei Nichtbetroffenen der Fall ist.

    Die Ergebnisse zeigtenauch, dass der Bereich des Hörens bei den von ADHS betroffenen Erwachsenen deutlich stärker von Sinneseindrücken aktiviert wird.

    Bei seinen nächsten Forschungsvorhaben plant Marcel Schulze herauszufinden, ob bei komplizierteren Aufgabenstellungen die Einflüsse von Reizen des Hör- und Sehsinnes etwas verändern. So sollen einfachere und schwerere Aufgaben zu bewältigen sein, während akustische und optische „Störungen“ einfließen. Damit hofft er auf neue Erkenntnisse, ob von der Komplexität einer Aufgabe die Art und Weise der Verarbeitung in den Sinnen abhängt.

    (Quelle: Universitätsklinikum Bonn, Prof. Dr. Philipsen 2021)

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