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    Schule als soziotechnisches System

    Veröffentlicht am 17.12.2016

    Unter soziotechnischen Systemen sind komplexe und offene Strukturen von Arbeiten zu verstehen, deren Ablauf unvorhersehbaren Schwankungen und Störungen unterliegt.

    Es gibt eine Vielzahl von Arbeitssystemen, in denen kaum absehbare und schwer durchschaubare Schwankungen und Störungen auftreten. Dazu müssten nicht in erster Linie besondere Umstände, wie Krankheit(sausfall) o. ä. hinzugezogen werden, sondern allein alltägliche Differenzen, beispielsweise im Konsumverhalten, tragen zu dieser Dynamik bei. Die Schwankungen und Störungen erschweren die Kontrolle der Arbeitsabläufe und machen eine zuverlässige Planung und Steuerung unmöglich.

    Auf psychologischer Ebene sind derartige Arbeitsumgebungen als belastend und stressführend einzustufen. Denn psychischer Stress entsteht u. a. in Verbindungen mit der Unmöglichkeit, eine bestimmte Situation zu verlassen oder zu vermeiden.

    Das System „Schule“ ist zweifellos einer Vielzahl von Schwankungen und Störungen ausgesetzt. Dabei sind jene in ihrer Komplexität und Offenheit (Öffentlichkeit) kaum zu durchdringen. Anders als in anderen Arbeitssystemen ist die Schule wegen ihrer Offenheit nicht fehlerhaft, sondern die Öffentlichkeit ist vielmehr als Notwendigkeit des Systems anzusehen. Schwankungen und Störungen treten hier häufig als Folge vielfältiger, unerwarteter, sich schnell verändernder situativer Bedingungen und Erwartungen auf. Diese abzuwenden, scheint im System Schule unabdingbar. Die notwendige Offenheit bringt mit sich, dass Schulen und Lehrkräfte mannigfaltige, allerdings lediglich lose gekoppelte Netzwerke formieren und wenig verbindliche Abmachungen eingehen. Ursächlich dafür sind externe Vorgaben und Erwartungen, welche zumeist in Abwägung mit anderen wirksamen Bedingungen umgesetzt werden. Dieser fortwährende Abwägungsprozess ist naturgemäß nicht als emotional neutral, sondern vielmehr als konflikthaft und spannungsgeladen zu beschreiben. Damit sind potentielle Belastungssituationen geschaffen.

    Wie der Name bereits vermuten lässt, beinhalten soziotechnische Systeme sowohl eine soziale als auch eine technische Komponente. Der technische Anteil ist hierbei allerdings nicht rein materiell aufzufassen, sondern in erster Linie in psychologischer Weise auf das soziale Teilsystem einwirkend. Wegen der landläufigen Verbindung von technischen Belangen mit Materiellem, Gegenständlichem kommt es oft beim Verhältnis von technisch-technologischem und sozialem Teilsystem zu Missverständnissen. Das technisch-technologische System ist nicht als kalkulierbares Moment menschlichen Handelns aufzufassen. Es geht dabei vielmehr um ein eigenständiges und dynamisches „Feld“, das im günstigen Fall das menschliche Handeln unterstützt und verstärkt, es im ungünstigen Fall einschränkt und behindert. Die Begriffswahl „Technologie“ ist in doppeltem Sinne zu verstehen. Einerseits sind damit in einem engeren Sinn Arbeitsmittel, Einrichtungen und Maschinen gemeint; in einem weiteren Sinne gehören sämtliche Regelungen und Vorgaben hinzu, welche bei der Erfüllung der Arbeitsaufgaben relevant sind. Andererseits ist „Technologie“ – in Abgrenzung zu „Technik“ – als eine gewisse Perspektive eines Gegenstandsbereiches zu deuten; Technologie liefert also eine funktionale, abstrakte Betrachtungsweise.

    Im Vergleich zu industriellen Betrieben ist in Schulen verständlicherweise eher wenig gegenständliche Technik im Sinne von Maschinen oder technischen Anlagen anzutreffen. Daher wäre es an den Haaren herbeigezogen, zu behaupten, dass diese das Schulgeschehen wesentlich bestimmten. Auf der anderen Seite haben die technologischen Bedingungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das soziale System der Schule. Als Beispiele sind die Stundenpläne, die Klasseneinteilungen und die räumlichen Gegebenheiten zu nennen. Diese scheinen auf den ersten Blick den Schul- und Unterrichtsbetrieb zu reglementieren und zu strukturieren. Ihre Bedeutung ist in Anbetracht der hohen Erwartungshaltung seitens der Schüler, Eltern, Schulbehörden und Schulleitung an einen reibungsfreien Ablauf des Schul- und Unterrichtsgeschehens nicht zu verkennen.