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    Cancel Culture – Mythos oder Gefahr?

    Veröffentlicht am 11.04.2021

    Bildung ist mehr als Wissen

    Cancel Culture ist spätestens seit dem Lisa Eckhard Vorfall auch in Deutschland in aller Munde. Aber was ist Cancel Culture, beschreibt der Begriff ein existierendes Phänomen und geht von ihm tatsächlich eine Gefahr aus? Dies und mehr in unserem Stream am 14.04.21.

    In unserer Rubrik „Bildung ist mehr als Wissen“ besprechen wir regelmäßig Phänomene und Ereignisse, die oftmals auf den ersten Blick nichts mit Nachhilfe und Erziehung zu tun haben. Allerdings sind wir der Meinung, dass die Fähigkeit zur Debatte und Reflexion von gesellschaftlich relevanten Themen ebenfalls ein Teil von Bildung ist.

    Darüber wollen wir in unserem Stream mit dem Geiger Markus Reinhardt sprechen. Markus gehört der Volksgruppe der deutschen Sinti an. Ein politisch diskutierter Begriff für das Volk der Sinti, Roma und andern verbundenen Gruppen ist Zigeuner. Es ist nachgewiesen, dass die ersten Sinti vor über 800 Jahren in das heutige Deutschland einwanderten. Während der Nazi-Herrschaft in Deutschland wurden die Sinti genauso wie Juden verfolgt und in Konzentrationslager deportiert.

    Markus Reinhardt setzt sich zeit seines Lebens für die gesellschaftliche Anerkennung der Zigeuner bzw. Sinti und Roma in Deutschland ein. Er gehört also zu einer Gruppe, die als Minderheit bezeichnet wird. Die Cancel Culture soll Minderheiten und damit auch Markus schützen. Was hält er jedoch von Cancel Culture und glaubt er, dass so Minderheiten geschützt werden können?

    Die Begrifflichkeit Cancel Culture ist sehr jung und erst in den letzten 5 Jahren in den USA entstanden. Auch im Zuge der #MeToo Bewegung wurde der Begriff genutzt und zu den Ersten, die „gecancelt“wurden, gehörten Harvey Weinstein, Louis C.K. und Kevin Spacey.

    Wenn heute von Cancel Culture die Rede ist, sind die eben genannten Fälle allerdings ausdrücklich nicht gemeint. Gemeint sind strafrechtlich nicht relevante Äußerungen und Handlungen, die als Diskriminierung von Minderheiten wahrgenommen werden. Der Kampf der Cancelden wird hierbei Online, oftmals per Twitter, bestritten.

    Durch massive Online-Proteste, (Neudeutsch: Shitstorm) wird eine öffentliche Diskreditierung erreicht. Nicht selten verliert der Gecancelte als Folge seinen Job und seine Karriere.

    So verlor David Shor, ein Analyst, der den Demokraten in den USA 2020 zum Wahlsieg verhelfen sollte, seinen Job, nachdem ein Tweet von ihm für Unmut in einem Teil der Twitter-Gemeinde geführt hatte. Shor hatte nach dem Tod von George Floyd die Studie eines schwarzen Harvard-Professors zusammengefasst, der zum Schluss gekommen war, dass gewaltsame Proteste den Republikanern und friedliche Proteste den Demokraten zugutekämen. Aktivisten der Black-Lives-Matter-Bewegung verstanden den Tweet als Rat zu friedvollen Protesten, sprachen Shor allerdings das Recht dazu ab, als weißer Mann Afroamerikanern einen solchen Rat geben zu dürfen.

    Auch in Deutschland kam es bereits zu Fällen, die der Cancel Culture zugeordnet werden. So wurde Lisa Eckhardt, eine österreichische Kabarettistin und Autorin, vom Harbour-Literatur-Festival in Hamburg ausgeladen. Vorhergegangen war die Absage von zwei ebenfalls eingeladenen Autoren, die sich von Lisa Eckhardt distanzieren wollten, da diese ihrer Meinung nach rassistische und antisemitische Klischees bediene.

    Im Zusammenhang von Cancel Cultur wird auch von einer Kultur der Selbstzensur gesprochen. Aus Furcht von dem digitalen Pranger würden Meinungen nicht mehr frei geäußert werden. Dies würde insbesondere dem wissenschaftlichen Diskurs schaden. Als Reaktion auf Cancel Cultur Ereignisse wurde z.B. das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ gegründet.

    Ob Cancel Cultur tatsächlich mehr als nur ein Modewort ist, ist indes nicht sicher. Viele Forscher sehen in der Cancel Cultur keine Strömung und gar nicht eine Gefahr für den freien Meinungsaustausch. Sie argumentieren, dass es schon immer Debattenregeln gegeben habe. Nur haben sich diese Regeln verändert. So wurde früher die Politcal Correctnes als Zensurmittel beschimpft und heute sei es die Cancel Cultur.