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    Was wir vom amerikanischen Schulsystem lernen können

    Veröffentlicht am 17.08.2018

    Im Laufe unserer täglichen Unterrichtspraxis kommt es auch manchmal vor, dass wir von Eltern gefragt werden, ob es zu empfehlen sei, dass ihr Kind ein Jahr an einer amerikanischen Schule verbringt. Aus diesem Anlass möchte ich nun das amerikanische Schulsystem prinzipiell vorstellen und mit dem deutschen vergleichen.

    Eine kurze Historie des amerikanischen Bildungssystems

    Der Beginn des US-amerikanischen Bildungssystems lässt sich in das 16. Jahrhundert zurückdatieren. Zu dieser Zeit war es zuerst die katholische Kirche, die Schulen einrichtete. Sie wurden von Missionaren eröffnet, die mit der Lehre der Bibel versuchten, die Schüler mit katholischen Werten und Lebensführung zu wertvollen Mitgliedern der Gemeinde zu erziehen. Die zu vermittelnden Inhalte lagen dabei in der freien Wahl der Schule und unterlagen keiner staatlichen Kontrolle. Der Staat selber unterhielt keine Schulen und hatte daher auch keine Standards vorzugeben. Erst im Laufe des 19 Jahrhunderts begann die USA, ein öffentliches Schulsystem einzuführen. Bis dahin war Bildung ein Privileg für diejenigen, die es sich leisten konnten.

    Auch heute noch ist dieses Erbe im amerikanischen Schulsystem sichtbar. Fast 80 % aller privaten Schulen haben einen religiösen Hintergrund. Auch wenn innerhalb dieser Gruppe die Schulen der katholischen Kirche nur zu knapp einem Drittel vertreten sind, werden Sie jedoch von über 80 % der privaten Schüler besucht.

    Der Schulalltag in Amerika im Vergleich zu Deutschland

    Der heutige Schulalltag sieht im Großen und Ganzen jedoch für alle Schüler gleich aus. Der Unterricht beginnt überall zum gleichen Zeitpunkt und endet meist nachmittags um 4 Uhr. Dieser Ganztagsunterricht zieht sich von der Grundschule (Elementary School) bis zur High School durch. Dies gilt sowohl für private als auch öffentliche Bildungseinrichtungen. Daher unterhalten auch alle amerikanischen Schulen Kantinen, in denen die Schüler zu Mittag essen können.

    Nach der Elementary School wartet die High School. Hier offenbart sich der größte Unterschied zwischen dem deutschen und amerikanischen Bildungssystem. Während wir Haupt-, Realschulen und Gymnasien haben, gibt es in den USA nur die High School. Sie vereinigt unsere Bildungszweige in einer Institution. Hier findet sich der Schüler auch nicht in festen Klassenverbänden wieder, sondern muss sich die Kurse in den einzelnen Fächern selbst zusammenstellen. Schon hier zeigt sich die Tendenz zum selbstorganisierten und –bestimmten Lernen, das mit einem „credit system“ unterstützt wird, bei dem bestimmte Vorgaben erfüllt werden müssen, um die Qualität der Ausbildung zu sichern.

    Als weitere Besonderheit des amerikanischen Bildungssystems fallen die sogenannten „extracurricular activities“ auf. Dies sind außerschulische Aktivitäten, bei denen die Schüler ihren Hobbys zum Beispiel beim Sport, in Debattierclubs oder bei Musik und Theaterspiel nachgehen können. Dieses System dient der intensiven Breitenförderung der Talente der Schüler. Ob naturwissenschaftlich oder musisch begabt, schon in der Grundschule werden Kunstwettbewerbe veranstaltet oder die Schüler können an „science fairs“ teilnehmen. Hier präsentieren die Schüler wissenschaftliche Projekte ihrer eigenen Wahl, die sie von einer Jury bewerten lassen. Diese Forschungsausstellungen finden nicht nur auf lokaler, sondern auch nationaler Ebene statt und gehören zur amerikanischen Bildungskultur.

    Die Privatschulen – wie sollte es auch anders sein – sind natürlich weitaus teurer als die öffentlichen Schulen. Dafür sind sie meist kleiner, nehmen weniger Schülern auf und es findet eine intensivere Beschulung statt. Privatschulen haben darüber hinaus eine große Freiheit bei der Gestaltung ihrer Lehrpläne. Sie können sich auf Kunst oder Wissenschaft spezialisieren und bieten so einen auf den Schüler zugeschnittenen Lehrplan an.

    Wo ist der Unterschied zwischen College und High School?

    Am Ende der 12. Klasse erhält der Schüler das High School Diploma und hat sich für einen fortführenden Besuch auf einem College oder einer University qualifiziert. Die Gebühren werden in den USA auch durch öffentliche und private Förderungsprogramme übernommen. Die Trennung zwischen den beiden Bildungseinrichtungen ist eher eine Frage der Intensität der angebotenen Ausbildung. Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_den_Vereinigten_Staaten) schreibt dazu: „Die Bezeichnung University ist solchen Hochschulen vorbehalten, die nachweislich auf Forschung ausgerichtet sind und auch eine Ausbildung und Forschungsmöglichkeiten jenseits des Grundstudiums anbieten.“ Die Entscheidung darüber ist jedoch von der Gesetzeslage des jeweiligen Bundesstaates abhängig. Die deutschen Pendants wären dann die Fachhochschulen und Universitäten.

    Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch in Amerika gilt:

    Bildung muss man sich leisten können

    Wenn wir mit diesem Spruch im Sinn nach Deutschland und hier aktuell ganz besonders Berlin schauen, dann bekommt dieser Satz eine ganz besonders brisante Note:

    Die Berliner Schullandschaft verödet immer mehr. Es fehlt an Lehrern in den Klassen. Durch die inzwischen marode Bausubstanz fallen Decken ein, Toiletten aus und ganze Schulflügel und Turnhallen sind nicht mehr nutzbar. Der Investitionsstau liegt bei über 5 Milliarden Euro. In der Zukunft will der Berliner Senat mehrere Milliarden Euro investieren und kommt dabei auf seltsame Lösungen. Der öffentliche Schulbau soll privatisiert werden! Das Vorhaben der Hauptstadt könnte eine fatale Signalwirkung auf andere Städte und Gemeinden in Finanznot haben.

    Arm, aber nicht mehr sexy

    Im April dieses Jahres hat der Berliner Senat sein offizielles Dokument vorgelegt, in dem Sanierungskonzepte und Baumaßnahmen für insgesamt 720 Berliner Schulen aufgeführt werden. Der „Bericht zum Maßnahme- und Finanzcontrolling zum Schulbauprogramm des Landes Berlin“ ist so dick wie ein Telefonbuch. Es legt die laufenden und geplanten Programme zur Verbesserung der ziemlich desolaten Schulsituation vor: An fast 30 Schulen müssen Sanierungsmaßnahmen mit einem Volumen von über 100 Millionen Euro vorgenommen werden. Der teuerste Einzelfall schlägt mit 41 Millionen Euro zu Buche. Die Berliner Schulbauoffensive hat für die kommenden 10 Jahre insgesamt ein Volumen von 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung.

    Der Bericht behandelt aber auch die zu erwartende Entwicklung der Schülerzahlen bis zum Jahr 2025. Da Berlin eine wachsende Stadt ist, werden auch die Schülerzahlen wachsen. Um dies aufzufangen, werden in den nächsten Jahren sechzig Schulen neu errichtet werden. Nur die Hälfte davon wird von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung übernommen. 29 Schulen sollen von der privaten HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH erbaut werden. Dafür erhalten sie einen auf bis zu 32-jährigen, unkündbaren Übereignungsvertrag.

    Dies heißt faktisch, dass es in Zukunft „öffentliche“ Schulen geben soll, die nicht mehr der finanziellen Kontrolle der öffentlichen Hand unterliegen. Auch wenn die HOWOGE vollständig im Besitz der Stadt Berlin ist, kann sie jedoch unter Privatrecht agieren. Und auch jederzeit an Privatinvestoren verkauft werden.

    Die Privatisierung von Schulneubauten ist ein bisher noch nie dagewesener Vorgang in Berlin. Verständlicherweise hat sich in der Bevölkerung dagegen Widerstand gebildet, der zu der Formierung der Volksinitiative “ Unsere Schule“ führte.

    Der Berliner Finanzsenator beschreibt die Privatisierung als eine „Kreditfinanzierung im öffentlichen Sektor“. Die Initiative befürchtet, dass Schulen zu „Finanzprodukten“ werden, “ die keine Probleme lösen, sondern neue Probleme schaffen.“ Darüber hinaus hätte diese Entscheidung auch eine Signalwirkung für Privatinvestoren in anderen Städten Deutschlands.

    Am 3. Juli 2018 konnten die 20.000 notwendigen Unterstützerunterschriften dem Parlamentspräsidenten übergeben werden. Der Berliner Senat muss sich nun erneut mit dem Thema beschäftigen. Die Sprecher der Initiative können ihre Bedenken und Sorgen dem Parlamentsausschuss vortragen. Da eine Volksinitiative nur zur Anhörung und weiteren Beschäftigung des Problems führt, ist vom Land Berlin keine Änderung seines Kurses zu erwarten.

    Von daher, aus der Sicht des Berliner Konrektors, kann ich den Eltern nur die Empfehlung für einen Besuch einer High School in Amerika aussprechen: Unter Umständen lernen ihre Kinder dort mehr und intensiver als es an Berliner Schulen zurzeit überhaupt möglich ist…

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