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    Eltern-Schüler-Lehrer-Beziehung

    Veröffentlicht am 24.10.2017

    Eltern und Lehrer sind als Erziehende verantwortlich für die persönliche Entwicklung des Schülers. Das Handeln aus der pädagogischen Verantwortung heraus kann zur Konfrontation oder zur Resignation führen. In beiden Fällen ist der Schüler der Leidtragende. Er braucht Eltern und Lehrer, die sich für seine Fähigkeiten interessieren und sich über die Ziele und Mittel zur Förderung dieser Fähigkeiten einig sind. Eltern und Lehrer, die diese Herausforderung nicht annehmen, überfordern an erster Stelle den Schüler.

    Eine meiner Schülerinnen steht symptomatisch für dieses Phänomen. Sie gestaltet ihr schulisches Leben derart, dass sie stets sucht, weder bei ihren Mitschülern noch bei den Lehrern als „normal“ wahrgenommen zu werden. Ein größtmögliches Maß an persönlicher Freiheit ist für sie unabdingbar – wider jegliche Regeln. So simst sie während Mathematikarbeiten mit Freundinnen und riskiert ihre Mathematiknote und letztendlich ihre Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe. Sie sieht keinen Sinn in ihrem Leben. Seitens ihres Elternhauses vermisst sie implizit Geborgenheit und Unterstützung. Diese Schülerin ist innerlich aus der Schullaufbahn ausgestiegen. Sie hat sich damit von der Angst vor Eltern und Schule freigemacht. Schulische Bildung genügt ihr nicht. Sie will mehr sein als „ein nutzbringendes Stück der Gesellschaft“. Schule muss mehr sein als eine Leistungsfabrik. Es muss um mehr gehen als um Leistung. Die Schülerin „will etwas erleben“. Sie will „frei sein, wie es nur geht“. Sie steigt innerlich aus der Schule aus, weil sie dieses „etwas“ dort nicht erlebt hat. Was ist dieses „etwas“, diese „bessere Zukunft“? Was gibt dem Leben „Höhen“ und „Tiefen“, die nicht „normal“ sind?

    Die Schülerin fällt mit ihrem Verhalten jedoch nicht aus dem Rahmen. In ihrem Handeln spiegeln sich die Wertstrukturen der Gesellschaft. In Schule und Beruf werden Leistungen gefordert, ohne dass mit dem jungen Menschen darüber gesprochen wird, welchen Sinn es hat, Leistung zu bringen. Untersuchungen haben ergeben, dass privates Glück von den meisten Menschen als höchstes Lebensziel eingestuft wird. Wer Leistung bringt, kann sich später im privaten Bereich auch etwas leisten. Sinn von Leistung ist, sich etwas leisten zu können. Dieses Spiel hat die Schülerin durchschaut. Steigt sie aus, weil zuvor ihre Eltern und Lehrer ausgestiegen sind? Umgekehrt fühlen sich viele Lehrer und Eltern überfordert, wenn bei der Erziehung in Schule und Familie etwas vom tieferen Sinn von Leistung vermittelt werden soll. Diese Art Erziehung beginnt damit, dass es noch etwas ,,mehr“ gibt als Leistung. Dieses ,,Mehr“ muss erlebt und vorgelebt werden. Es steht auf dem Spiel, wenn der Lehrer Klassenarbeiten zurückgibt und die Mutter den Sohn mit einer Sechs in Mathematik an der Haustür empfängt. In diesen Situationen erfährt der Schüler, was gilt und was er wert ist. Es steht auf dem Spiel, wenn die erfahrungsorientierten Fächer wie Musik, Kunst und Religion in der Schule an den Rand gedrängt werden, weil sie scheinbar „nichts“ bringen. Das „Mehr“ kommt ins Spiel, wenn Lehrer und Eltern auch etwas tun, was „nichts“ bringt.

    Wir denken an Familien der Schüler einer Klasse, die an einem Wochenende gemeinsam wandern. Ich denke an meinen Griechischlehrer, der uns von den Bänken hochgerissen hat, als er begann, einen Text von Sophokles vorzutanzen. Diese Erziehung beginnt in der wertneutralen Gesellschaft damit, dass Eltern und Lehrer wieder den Mut haben, über ihre Interessen und Wertungen zu sprechen und die Angst vor Konflikten verlieren. Eltern und Lehrer werden dabei erfahren, dass sie in Familie und Schule vor denselben Problemen stehen. Einer braucht den anderen. Eltern und Lehrer, die die Herausforderung spüren und wieder in ihre pädagogische Verantwortung einsteigen wollen, sollten darauf hinwirken:

    • dass Eltern ihre Erziehungsaufgabe bewusster wahrnehmen und im Rahmen von Elternschulung über Erziehungsziele („Werte“) und Erziehungsmittel nach dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse informiert werden,
    • dass Lehrer wieder hinsichtlich ihrer eigenen Wertvorstellungen sensibilisiert werden,
    • dass Lehrer wieder ermutigt werden, Wertorientierungen gegenüber ihren Schülern stärker zu betonen, damit Erziehung und Wertbindung wieder neben die reine Instruktion tritt,
    • dass Lehrer und Eltern sich an einem Minimalkonsens hinsichtlich Werteinstellungen orientieren, die für das Gemeinwohl und Individualwohl nützlich sind.

    Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit von Lehrern und Eltern sind geklärt. Lehrer und Eltern gehen sich aber immer noch aus dem Wege. Die kurzfristigen und langfristigen Folgen dieses Kontaktverlustes sind schon zu spüren. Kurzfristig ist der Schüler der Leidtragende. Langfristig verliert die Gesellschaft junge Menschen. Das Frustrations- und Aggressionsbarometer steigt.

    Wir wissen auch, was wir tun müssen, um Frustrationen und Aggressionen zu verlieren. Die Forscher vom Max-Planck-Institut beschreiben sogar konkret die Maßnahmen. Kinder müssen mit ihren eigenen Augen erleben, wie sich Lehrer und Eltern für ihre Entwicklung interessieren, für sie Zeit haben und auch Belastungen auf sich nehmen. Die Bildungsforscher beklagen, dass es noch keine Modellversuche für die Zusammenarbeit von Schule, Eltern und Lehrern gibt.

    Nachfolgend wird ein Modellversuch geschildert, bei dem ein Weg zur Partnerschaft gesucht wurde. Die Partnerschaft begann damit, dass ein Lehrer mit mündigen Eltern normal umging und sie in ihrer pädagogischen Verantwortung ernst nahm. Er verlor nichts, als er von seinen Problemen sprach. Er gewann nur. Wer um Rat fragt, zeigt Vertrauen. Es gibt keinen Weg zur Partnerschaft ohne dieses gegenseitige Vertrauen. Der Weg dieses Lehrers mit den Eltern führte sehr schnell aus der Schule hinaus. Die Beteiligten spürten, dass sie Hilfe von außen brauchten. Sie suchten diese Hilfe in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Der Lehrer begab sich gemeinsam mit seinen Schülern und deren Eltern in einen Lernprozess. Über ein ganzes Wochenende erlebten die Schüler mit eigenen Augen, wie sich ihre Eltern und Lehrer mit ihren Fragen und Problemen befassten. Diese Partnerschaft beim gemeinsamen Lernen außerhalb der Schule wurde ein Schlüsselerlebnis. Zu diesem Wochenendseminar im Bildungshaus wurden die Eltern der Schüler mit ihren ganzen Familien eingeladen. Niemand wurde unter Druck gesetzt. Wenn das Verhalten von Eltern zur Diskussion stand, waren die Eltern dabei. Wenn es um Schülerprobleme ging, konnten die Schüler ihre Sache selbst vor Eltern und Lehrern vertreten. Wenn es dabei zwischen Lehrern, Eltern oder Schülern zu ernsten Konflikten kam, standen Fachleute bereit, die als Unbeteiligte vermitteln konnten.

    Familiäre Defizite führen zu Konflikten in der Schule, schulische Defizite zu Konflikten in der Familie. Hier wird ausführlich auf diese Zusammenhänge eingegangen. Wenn Eltern und Schüler ihre Konflikte mit der Schule daheim austragen, ohne den Lehrer zu Wort kommen zu lassen, dann verstärkt sich der Entfremdungsprozess und das Aggressionspotenzial steigt. Ähnliches passiert, wenn der Lehrer familiäre Konflikte in der Schule verhandelt, ohne die Eltern zu Wort kommen zu lassen. Alle Beteiligten erleben, dass Konflikte nicht in Konfrontation oder Resignation enden müssen. Konflikte können Menschen zusammenführen. Die Begegnung von Eltern, Schülern und Lehrern außerhalb der Schule unter fachlicher Beratung eröffnet ein neues Erfahrungsfeld. Die Schule gewinnt durch die Zusammenarbeit mit der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung und beseitigt ihre Isolation gegenüber anderen Bildungsinstitutionen. Die Lehrer sind in den meisten Fällen überhaupt nicht für die Arbeit mit Erwachsenen ausgebildet und werden entlastet. Das Zusammenkommen der Familien der Schüler einer Klasse holt viele Familien aus einer zerstörerischen Isolation innerhalb der Gesellschaft heraus. Dies trifft vor allem für alleinerziehende Väter und Mütter zu. Es geht hier nicht um Bilderbuchgeschichten für Familien und Schule. Dieser Weg der Partnerschaft kann sehr steinig werden.

    Nicht alle Gruppen aus dem vorangegangenen Beispiel sind in derselben Geschlossenheit auf diesem Wege geblieben. Das Projekt musste jedoch nicht abgebrochen werden.

    In den vergangenen Jahren haben sich andere Schulen auf diesen Weg der Partnerschaft gemacht. Ihre Erfahrungen decken sich mit denen der Projektschule.

    Erziehungsziele in der Familie

    • Höchster Stellenwert der Erziehung ist das Vertrauen des Kindes zu den Eltern.
    • Kinder sollen zu vorurteilsfreien, rechtschaffenen Menschen erzogen werden.
    • Selbstständigkeit des Kindes, eigenes Urteilsvermögen, Durchsetzungsvermögen, Rücksichtnahme auf andere.
    • Kinder sollen sich in der Familie geborgen fühlen. Diese soll ihnen Sicherheit geben.
    • Kinder sollen sich zu zufriedenen, glücklichen und selbstsicheren Menschen entwickeln.

    Erziehungsziele in der Schule

    • Von der Schule wird eine ordentliche Allgemeinbildung erwartet.
    • Zudem zielt die schulische Ausbildung auf eine aufgeklärte Meinungsbildung ab.
    • Der Schüler soll in der Schule lernen, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und dabei seine Meinung frei zu äußern.
    • Die Schule soll dem Kind neben fundiertem Wissen auch die Werte Gemeinschaft sowie Nächstenliebe vermitteln. Auch soll es durch die Schule erfahren, wie es sich im Leben zurechtfinden kann.
    • Erreichen eines guten Schulabschlusses
    • Kinder sollen nicht zu Einzelkämpfern gemacht werden. Deshalb z. B. Gruppenarbeit.
    • Der Schule wird die Aufgabe überlassen, das Wissen zu vermitteln, das zur Berufsausbildung vorausgesetzt wird.

     

    Von Frederik Heckeroth, unserem Konrektor für Nachhilfe in Mannheim.

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