Entscheidungen richtig treffen – Wie funktioniert das?
Veröffentlicht am 13.05.2017
Ob unter Druck oder eher in entspannter Situation, das Leben eines Schülers verlangt danach, richtige Entscheidungen zu fällen. Täglich wird im Schulalltag eine Vielzahl von Entscheidungen gefällt. Häufig sind Schüler angesichts dieser Menge erstaunt. Denn eine Vielzahl an (alltäglichen) Entscheidungen, wie z. B. Aufstehen, Wahl des Schulwegs o. ä. läuft unbewusst ab und wird daher nicht wahrgenommen.
Jede Entscheidung verfolgt das Ziel, einen unklaren Zustand zu beenden. Es geht um Klärung, entschieden zu sein, zumal häufig aus einer Reihe von Optionen gewählt werden muss. Dabei werden Alternativen, welche kurz bevor im Bereich des Möglichen waren, oft wieder verworfen.
Erweist sich eine Handlungsalternative in einer Hinsicht als untauglich, scheidet sie sofort aus. Haben Schüler an einem Thema kein Interesse, nehmen sie das Buch gar nicht erst (freiwillig) in die Hand. Werden sie bereits durch die Einleitung abgeschreckt, stellen sie das Buch wieder zurück und wenden sich womöglich einem anderen Buch zu. Ein Buch weiter durchzugehen, welches abgelehnt wurde, wäre in ihren Augen pure Zeitverschwendung.
Ist das Lernen für den Französisch-Vokabeltest am nächsten Tag oder eher das Vorbereiten der nächsten Deutscharbeit wichtiger? Wie auch immer Schüler sich entscheiden, es ist wichtig, dass sie zu ihrer Entscheidung stehen. Schüler, welche immer auf „Nummer sicher“ gehen wollen, gehen das Risiko ein, entscheidungsunfähig zu werden. In vielen Fällen ist es nicht relevant, dass die beste Option ermittelt wird, sondern dass mit vertretbarem Aufwand überhaupt eine akzeptable Lösung herbeigeführt wird. Selbst auf die Gefahr hin, dass bessere existieren.
Die „perfekte“ Option existiert für gewöhnlich nicht. Oftmals sind die Alternativen gleichwertig. Vor allem in diesen Fällen bedarf es, sich mit der Entscheidung Klarheit zu verschaffen.
Im Alltag sind häufig rasche Entscheidungen gefragt. Es verbleibt kaum Zeit, lange nachzudenken. Entschieden wird intuitiv, nach Gefühl. Dies hat Vorteile, jedoch auch Nachteile.
Für die klassische Entscheidungstheorie ist Letzteres ein Vorgehen, welches es zu vermeiden gilt. Intuitive Entscheidungen leiden nicht selten unter folgenden Schwächen:
- Es wird nach Kriterien entschieden, welche uns nicht bewusst sind. Unter Umständen wird Vorurteilen und Ressentiments, welche vernünftigerweise abzulehnen wären, gefolgt
- Die Entscheidungsfindung läuft nicht transparent ab. Anderen ist sie schwer zu vermitteln und wird daher vielfach schlecht akzeptiert
- Bei Fehlentscheidungen kann über das Zustandekommen kaum gesprochen werden. Möglicherweise wird beim nächsten Mal der gleiche Irrtum begangen; es wird also nicht dazugelernt
- Bei komplexen Entscheidungen kommt es zu Überforderung und damit leichter zu möglichem manipuliert Werden
Andererseits existieren auch unverkennbare Vorteile, bei bestimmten Entscheidungen vornehmlich seinem Gefühl zu folgen:
- Unsere rationalen Entscheidungstechniken sind für manche Kriterien „blind“. Eine Entscheidung erscheint uns logisch und trotzdem spüren wir, dass etwas nicht stimmt. In solchen Fällen täuscht sich unser Gefühl selten.
- Intuitiv kommen wir recht schnell zu einer Entscheidung, welche sehr oft richtig oder zumindest brauchbar ist. So gesehen sind intuitive Entscheidungen häufig effizienter als rationale.
- Rationale Entscheidungsverfahren sind oftmals zu aufwändig oder arbeiten mit starken Vereinfachungen, die das Ergebnis beeinträchtigen.
- Entscheidungstechniken und -modelle erzeugen eine Distanz zum konkreten Fall, der entschieden werden soll. Sie erzeugen die Illusion einer „objektiven“ Berechenbarkeit und Entscheidbarkeit, die vielfach gar nicht gegeben ist.
Zu betonen ist, dass vor allem bei wichtigen Entscheidungen ausreichend überprüft werden sollte, wie sich diese Entscheidung „anfühlt“. Es erscheint nicht ratsam, sich gegen dieses Gefühl zu entscheiden.
Intuition und rationale Entscheidungstechniken brauchen sich allerdings keineswegs auszuschließen. Ganz im Gegenteil, sie sollten einander sinnvoll ergänzen. Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, eine Entscheidung wäre dann besonders rational (und richtig), wenn die Gefühle möglichst unbeteiligt bleiben und alles auf einer rein sachlichen Ebene abgehandelt wird. Dies entspricht nicht unserer Art zu denken.
Auf der anderen Seite ist es auch nicht „der Weisheit letzter Schluss“, ausschließlich auf die Intuition zu vertrauen und „aus dem Bauch heraus“ zu entscheiden. Entscheidungstechniken helfen, Entscheidungen zu strukturieren, den Entscheidungsweg transparent zu machen und dadurch zu einer besseren Entscheidung zu gelangen.
Vor allem in unübersichtlichen Situationen, wenn von der Entscheidung sehr viel abhängt oder wenn eine Entscheidung jemand anderem vermittelt werden muss – ganz gleich ob im Beruf oder Alltag – sind Entscheidungstechniken besonders zu empfehlen.
Intuition beruht darauf, dass der Mensch weitaus mehr weiß, als er auszudrücken vermag. Dieses „implizite Wissen“ spielt bei der Entscheidungsfindung eine wesentliche Rolle. Sobald der Entscheidungsprozess allerdings formalisiert wird (etwa mit Hilfe einer Entscheidungstechnik, einer Entscheidungsdatenbank oder eines computergestützten Expertensystems), wird dieses Wissen ausgeblendet. Es kann nur auf Wissen zugegriffen werden, welches als logische Operation dargestellt werden kann oder welches zumindest sprachlich verfügbar ist – das „explizite Wissen“.
Das „implizite Wissen“ muss dabei keineswegs irrational oder gar in die Tiefenregionen des Unbewusstseins „verdrängt“ worden sein. Es ist nur sprachlich nicht verfügbar und in diesem Sinne nicht bewusst abrufbar. Alle Vorstellungen, das „implizite Wissen“ repräsentiere eine Art Geheimbotschaft aus dem Unbewussten und sei von vorneherein höher zu bewerten, sind höchst zweifelhaft.
Jede Entscheidung bezieht sich auf ein konkretes Problem oder eine offene Frage. Welche Art der Schulform ziehen Sie für Ihr Kind vor? Bevorzugen Sie eine Privatschule oder tendieren Sie eher zu einer Schule in öffentlicher Trägerschaft? Welche Fremdsprache möchte Ihr Kind in der Schule wählen? Solcherart sind die Fragen, die es zu entscheiden gilt.
Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden:
- Es drängt sich ein bestimmtes Problem auf, welches verlangt, dass mit einer Entscheidung darauf reagiert wird. Diese Entscheidung wird reaktiv genannt.
- Jemand setzt ein Thema auf die Tagesordnung und es wird sodann eine Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung läuft sozusagen proaktiv ab.
Im Alltag werden beide Formen angetroffen.
In der Cafeteria steht Ihr Kind vor einer reaktiven Entscheidung, welches Essen es wählen soll.
Proaktiv wird beispielsweise entschieden, wenn darüber nachgedacht wird, die englischen Sprachkenntnisse zu verbessern sind und um eine Entscheidung gerungen wird, auf welchem Wege dies am besten zu tun wäre: Ein Sprachurlaub, Einzelunterricht oder ein Kurs an der Volkshochschule? Und selbstverständlich ist auch die Entscheidung darüber, ob ein bestimmtes Buch gekauft wird, im Allgemeinen proaktiv.
Prinzipiell sind proaktive Entscheidungen weder besser noch schlecht als reaktive. Allerdings sind proaktive Entscheidungen zumeist mit einem wesentlich höheren Maß an Souveränität und Entscheidungsfreiheit verbunden. Starke Führungskräfte sind daher vielfach bestrebt, proaktiv Entscheidungen zu fällen.
Während meiner bisherigen Unterrichtstätigkeit beim Institut „die hauslehrer“ konnte ich bei den meisten Schülern feststellen, dass eine Verbesserung der schulischen Noten mit einem Wandel ihres Entscheidungsverhaltens verknüpft war. Wenn Schüler mehr und mehr Verantwortung für sich (und für andere Menschen wie z. B. ihre Mitschüler) übernahmen und vermehrt selbsttätig Entscheidungen, auch bezüglich ihres Lernverhaltens trafen, also sich proaktiv verhielten, beobachtete ich häufig – fachunabhängig – eine bessere Entwicklung der schulischen Leistungen des betreffenden Schülers.