Der Sinn des Lernens und Lebens
Veröffentlicht am 08.01.2016
Viele Eltern und auch Lehrer beklagen die mangelnde Motivation ihrer Kinder/Schüler für das Lernen. Sie argumentieren mit beruflichen Chancen, die durch erfolgreiches Lernen eröffnet oder eben verbaut werden, wenn das Engagement ausbleibt – und erreichen die Kinder und Jugendlichen damit meist nicht.
Aus pädagogischer Sicht kein Wunder! – und das aus mehreren Gründen.
Zum einen entspringt das Argument, perspektivisch eine beruflich-gesellschaftlich angesehene und zudem gut dotierte Position einzunehmen, einer Erwachsenenwelt, die rückblickend den eigenen verpassten Chancen im Wettbewerb nachtrauert. Wer so argumentiert, übersieht dabei, dass Kinder noch wesentlich stärker durch Gemeinschaftserleben und ein freudvolles Dasein im Hier und Jetzt gesteuert werden als durch Gedanken an Zukunftssicherung.
Hier wird ein Widerspruch zwischen Arbeit und Genuss aufgebaut, den Kinder meist sehr schnell und eindeutig entscheiden: Arbeit steht dem sofortigen Genuss im Wege.
Diese Dualität lässt sich bei genauerer Betrachtung auch nicht durch die „erwachsene“ Denkweise auflösen, die jetzige Arbeit diene ja gerade dazu, später mehr Entspannung und Genuss erleben zu können – für Kinder und Jugendliche bleibt das ein unübersehbares Terrain.
Zum anderen lernen Kinder, mehr als durch alles andere, am Beispiel der Eltern.
Sind diese selbst bildungsbegeistert, kommen freudig von der erfolgreich erledigten und erfüllenden Arbeit, weil sie sich jetzt aufgrund ihres früheren Fleißes im Job verwirklichen können und lieben es, sich nach einem unterhaltungsreichen gemeinsamen Abendbrot mit der Familie mit einem guten Buch im Sessel fortzubilden?
Oder kommen sie – trotz des früheren Verzichts auf Spaß und Genuss während ihrer Lernzeit – eher gestresst, frustriert und griesgrämig von der Arbeit, haben wenig Lust auf den Austausch mit ihren Kids und ziehen sich lieber vor den Fernseher zurück?
Bildung und Genuss können zusammen gehören – als Selbstzweck und im gleichzeitigen Erleben von Freude beim Aufnehmen neuer Inhalte.
Sind Sie als Eltern ihren Kindern hier wirklich Vorbild oder eben nur Beispiel?