Richtig lernen will gelernt sein (Teil I)
Veröffentlicht am 29.10.2015
Unter Lernen wird häufig in der Schülerschaft – und auch bei den Eltern – verstanden, sich am Abend vor der Klassenarbeit nochmal hinzusetzen und die Unterlagen durchzublättern, ins Buch zu schauen, in der Hoffnung, dort etwas zu finden, was die thematische Erleuchtung voranbringen könnte. Es ist eher ein zielloses Herumstochern im Schulstoff ohne bewusstes Vorgehen. Auf Nachfragen, ob noch Probleme bestehen oder ob etwas noch nicht klar geworden ist, erhält man vielleicht diese Antwort: „Ich weiß ja, wie es geht.“
Darunter wird verstanden, das Schulwissen in den Büchern und Heftern nachvollzogen zu haben, selten kann dieses jedoch schlüssig auf Nachfrage wiedergegeben werden. Kommt es gar zur Variation des Themas – wird eine Frage zum Beispiel aus einer Blickrichtung auf das Thema gestellt, die vorher so nicht behandelt wurde – stehen die Schüler ratlos da und wissen nicht mehr weiter. Und es wird wieder einmal klar: Es wurde auswendig gelernt, aber nicht verstanden.
Ohne Hilfe von außerschulischer Seite wird dem Schüler kaum klar gemacht, dass Lernen ein Prozess der geplanten und gezielten Wissensaneignung ist, den man in überschaubare Einzelschritte aufteilen kann, die step by step leichter zu erreichen sind. Dieser Artikel soll für Eltern, aber auch für Schüler ein Ratgeber und kleiner Wegweiser in die richtige Richtung sein. Lernen ist ein Prozess, der gerade die Jüngeren ihr ganzes Leben begleiten wird. Ihn effizient zu gestalten und routiniert anzuwenden wird in Zukunft immer wichtiger werden. Je früher damit begonnen werden kann, desto besser ist es.
Wer richtig lernt, plant seine Erfolge. – Wer richtig plant, lernt erfolgreich zu sein.
Der erste wichtige Schritt ist die Erstellung eines Lernplans. Wann lerne ich was? Wie lange lerne ich dafür? Und vor allen Dingen: Wie lerne ich was? Doch wer von planbarem Lernerfolg vor Schülern spricht, merkt bald, wie ein Widerstand aufkommt. Planung bedeutet Aufwand. Ich muss mich hinsetzen und Zeit investieren, um dann zu sehen, wie meine wertvolle Freizeit vernichtet wird. Spätestens nach Erstellung eines Lernplans wird dem Schüler bewusst, dass dessen Einhaltung Arbeit bedeutet. Alleine schon die Vorstellung, übermorgen von 16:00 bis 16:30 zum Beispiel unregelmäßige englische Vokabeln zu trainieren, bereitet spontanes Unbehagen. Warum ist das so? Kinder freuen sich nun mal nicht auf dieses Lernen. Von außen aufgezwungene Inhalte so zu verinnerlichen, dass sie jederzeit, wie auf Knopfdruck abrufbar sind, ist nun mal kein Hobby von Kindern. Jedenfalls nicht beim Durchschnitt der Schüler, von denen hier die Rede ist.
Ein Tipp für die Eltern: Es gibt bestimmt einen Bereich, in dem ihr Kind mit Freude sichtbare Fortschritte erreicht. Dieser wird mitunter auch außerhalb des schulischen Bereichs liegen können. Fragen sie ihr Kind doch mal, warum es dort so unkompliziert und freudig dazu lernt, es in der Schule aber völlig anders aussieht. Es wird so etwa in der Art antworten: „Das ist ja etwas ganz anderes!“ Womit es leider recht hat. Doch was ist so anders? Bringen sie ihr Kind in Reflexion, soll heißen: Fordern sie es auf, mal zu überlegen und lassen sie ihm Zeit darüber nachzudenken. Im Großen und Ganzen wird es darauf hinaus laufen, dass Lernen für die Schule keinen „Spaß“ macht. Es fehlt das Feuer der Begeisterung. Nur noch sehr wenige Lehrer vermögen, dieses Feuer bei ihren Schülern zu entfachen, was im zunehmend stressiger werdenden alltäglichen Schulbetrieb auch zu einer Kunst geworden ist. Doch das ist eine andere Baustelle…
Lernen kann auch Spaß machen!
„Spaß“ macht egal welches Lernen, immer dann, wenn es ein zeitnahes Feedback über die Qualität der Ergebnisse gibt. „Stimmt es so, wie ich es mir gedacht habe?“ „Habe ich es richtig gelöst?“ Beim Fußball zum Beispiel sehe ich sofort, ob mein Schuss erfolgreich war. Er trifft, oder er geht halt daneben. Man stelle sich vor, der Schütze erhält erst Tage später die Nachricht, wohin der Schuss den Ball gelenkt hat. So wie man in der Schule auf das Ergebnis einer Klassenarbeit meist länger warten muss, als einem lieb ist. Beim Vorgang des Lernens ist es nicht anders. Wenn ich nicht weiß und auch nicht überprüfen kann, ob der Gedankengang direkt zum Ziel führt, nimmt die Unsicherheit zu und der Spaß ab. Daher ist es wichtig, die Lerneinheiten mit einem positiven Erfolgserlebnis zu beenden. Und hier ist nicht das Lob der Eltern gemeint, sondern die Gewissheit, den Inhalt verstanden zu haben, es „drauf zu haben“. Kinder reagieren mit Erleichterung, wenn sie eine ehemals schwierige Problematik durchschaut haben. Dann stellt sich auch die Freude über den Lernerfolg von ganz alleine ein.
Dieser Erfolg steht meist am Ende des Lernprozesses, er sollte daher in kleine Schritte unterteilt werden. Am Ende einer jeden Einheit wird ein Lernerfolg sicht-, und vor allem auch spürbar für den Schüler. Die Zeitdauer jeder Lerneinheit darf nicht zu lang bemessen sein und den Schüler nicht überfordern. Es ist besonders darauf zu achten, dass genügend Pausen eingebaut werden. Häufigkeit und Länge sollten dem Alter des Schülers angepasst sein. Je jünger, desto häufiger, aber dafür auch kürzer. Die Wichtigkeit von Pausen wird zu oft noch unterschätzt. Eine kurze Ablenkung vom Thema, ein schneller Wechsel zu etwas völlig anderem, erfrischt den Geist und tut viel für die Konzentrationsfähigkeit des Kindes. In der Pause sollte auf jeden Fall Wasser oder verdünnter Saft getrunken werden und auch ein gesunder Snack, wie ein Apfel oder eine Banane, bereit liegen.
Zusammenfassung: Lernerfolge sind keine Glückssache!
Lernen kann man planen, indem man ein Lernziel definiert und es Schritt für Schritt erreicht. Erstellen Sie den Lernplan gemeinsam mit Ihrem Kind. Besprechen Sie ausführlich und ohne Druck aufzubauen, wann es Zeitfenster zum Lernen hat. Listen Sie in einem Wochenplan alle Termine Ihres Kindes auf, um abschätzen zu können, wann die Lernphasen Sinn machen und tragen sie die Zeitfenster am besten farbig in den Wochenplan ein.
Weniger ist mehr!
Lerneinheiten sind in übersichtliche Schritte zu unterteilen, um Teilerfolge beim Lernen zu ermöglichen und Überforderung zu vermeiden. Generell ist es besser, die Lerneinheiten kürzer, aber häufiger anzusetzen. Ein Lernerfolg stellt sich bei häufigerer Wiederholung schneller ein. So ist es effizienter, zum Beispiel Vokabeln täglich für 10 Minuten zu trainieren, als alle drei Tage für eine halbe Stunde. Der Zeitaufwand ist derselbe, das Lernergebnis aber ein besseres.
Lernergebnisse
Positive Erfolgserlebnisse am Ender jeder Lerneinheit sind ein guter Motivator für die nächste Lerneinheit. Sorgen sie dafür, dass Ihrem Kind klar wird, dass es Fortschritte gemacht hat und die Zeit nicht vergebens war.
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