Wie kann man als Nachhilfelehrer beim Schüler Strukturen schaffen?
Veröffentlicht am 01.08.2015
Der Einzelunterricht des Nachhilfeinstituts „die hauslehrer“ bietet viele Möglichkeiten, dem Kind zu Hause Strukturen zu vermitteln.
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Kinesiologische Übungen
Verschiedene kinesiologische Übungen können Körper und Psyche wieder ins Gleichgewicht bringen. Wir können den Körper zentrieren (z.B. durch die liegende Acht und/oder Achterkreisen mit verschiedenen Gelenken). Es können Punkte berührt, abgeklopft und massiert werden, durch die verschiedene Meridiane verlaufen. Das Massieren der Ohren ist ein Beispiel dafür. Der Kreislauf kann beispielsweise durch Sprungübungen angeregt werden. Andere Übungen können ein Kind eher entspannen, z.B. sanfte Wiegebewegungen.
Als Hauslehrer fragen wir Eltern und Kinder, ob solche Übungen erwünscht sind. Wir bieten diese kinesiologischen Übungen an, zwingen sie aber niemals auf. Wir versuchen, uns auch in diesem Bereich – sowie im Bereich Ernährungslehre – stets auf dem Laufenden zu halten. Oft hilft ein körperlicher Ansatz sehr schnell, um wieder Schwung ins Lernen zu bringen.
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Zeitmanagement
Mit seiner Zeit sinnvoll umzugehen, gehört zu den wichtigen Errungenschaften des modernen Menschen. Wir müssen unseren Alltag organisieren und strukturieren. Auch unsere Kinder werden davon nicht verschont. Meistens müssen sie schon Unmengen an Informationen aufnehmen und verarbeiten, so dass ihnen irgendwann der Überblick fehlt. Die Eltern sind zum Teil auch überfordert und überlastet. Der Hauslehrer hilft beim Stunden- und Wochenplan und evtl. auch bei der Jahresübersicht. Er erstellt Unterrichtsberichte und dokumentiert beispielsweise die kommenden Schulaufgaben und wichtige Termine. Er ist flexibel und muss eine Stunde vorverlegen können, wenn es eine Schulaufgabe erfordert. Ein gutes Zeitmanagement kann viel bewirken.
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Wir arbeiten beim Kind zu Hause
Ohne Zweifel führt die äußere Ordnung auch zu einer inneren Ordnung. Der Schulranzen sollte gepackt sein. Ist der Zirkel und das Lineal für die Matheprobe bereit? Hat das Kind eine gespitzten Bleistift und genügend Ersatzpatronen? Wie ist das Zimmer eingerichtet, handelt es sich um eine „Vorbereitete Umgebung“? Weiß das Kind, wo seine Schulsachen sind oder liegen Socken und andere Gegenstände im Zimmer verstreut herum? Als Hauslehrer können wir hier, während der Nachhilfe bei den Schülern zu Hause, am schnellsten Einfluss auf das Kind nehmen. Vorsicht: Wir dürfen auch nicht zu viel beeinflussen.
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Heftführung
Wie ist die Heftführung des Schülers? Lässt er eine Zeile Abstand nach der Überschrift. Lässt er am Rand Platz für Bemerkungen und Korrekturen? Manche Kinder fangen heutzutage auch mitten im Heft an, zu schreiben oder mal vorn, mal hinten oder einfach irgendwo. Wie können wir als Hauslehrer beim Schüler ein Bewusstsein für Ordnung und Struktur schaffen? Tatsächlich nur durch Achtsamkeit und die Aufmerksamkeit auf das Detail. Warum nicht mit dem Kind mal Schönschrift üben und die Buchstaben wiederholen. Stimmt die die Schreibrichtung? Auch hier können wir als Hauslehrer durch den unmittelbaren Kontakt in der Einzelbetreuung dem Kind am besten helfen. Und das auch in besonderem Maße bei z.B. Legasthenie.
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Mathematikunterricht
Ohne Struktur werde ich auch in der Mathematik auf die Dauer „kein Land sehen“. Eine Regel muss wiederholt werden und ihre Anwendung in verschiedenen Aufgaben finden. Ich muss vernetzen und auf „altes“ Wissen zurückgreifen. Manche Aufgaben bauen aufeinander auf und so muss ich transferieren. Es gibt verschiedene Verfahren, die ich anwenden kann, ich kann verschiedene Problemstellungen unterschiedlich angehen. Das Kind kann mit dem Hauslehrer darüber diskutieren und auch streiten, zu zweit ist es oft leichter, gerade wenn der Hauslehrer für das Fach zu begeistern vermag.
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Psychologische Ausrichtung
Das Institut „die hauslehrer“ nutzt als pädagogische Basis die Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers und das Aktive Zuhören nach Gordon. Durch angemessene Komunikation können wir ein positives Lernfeld schaffen, in dem sich die Schüler wohlfühlen und so angenommen werden, wie sie sind. Basis ist das Zuhören und die Akzeptanz. Als Hauslehrer versuchen wir mit positivem Beispiel voranzugehen und dem Kind durch unsere Strukturiertheit selbst Struktur zu vermitteln. Wir verfassen Unterrichtsberichte von den Unterrichtseinheiten, fordern Hausaufgaben und setzten uns im Gespräch mit Eltern und Lehrern für die Kinder ein. Eine weitere Säule ist die Kongruenz von Reden, Fühlen und Handeln. Kurz gesagt, wir sind authentisch. Wir beobachten außerdem die Situation, versuchen sie möglichst neutral einzuschätzen und wenn wir alleine nicht mehr weiterkommen, tauschen wir uns im Team, in den wöchentlichen Supervisionen/Fortbildungen aus.
Zur Psychologie gehört auch die Psychologie des Lernens. Wie funktioniert unser Gedächtnis, wie oft müssen wir Lernstoff wiederholen, bis dieser sitzt? Wie geschieht Vergessen, was fördert und was behindert mein Lernen? Welche Technik des Lernens ist in welcher Situation die angemessenste? Diese und andere Themen beschäftigen uns und wir versuchen, alldem gerecht zu werden.
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Der pädagogische Ansatz
Auch hier versuchen wir, unsere Hauslehrer auf dem Laufenden zu halten. Uns beschäftigen folgende Themen:
- Was ist Legasthenie und wie können wir helfen?
- Was ist Dyskalkulie und welche Erkenntnisse gibt es?
- Wie äußert sich Hochbegabung?
- Wie können wir bei Computerspielsucht helfen?
- Wie wirkt sich Mobbing in der Schule aus?
- Wie äußert sich ADHS bzw. ADS?
Wie sich zeigt, werden wir heutzutage mit sehr komplexen aber auch hochinteressanten Themen konfrontiert. Wir versuchen, diese Themen zu durchwirken und zu hinterfragen. Wir sehen natürlich auch, dass wir als Nachhilfelehrer uns nicht zu sehr „aus dem Fenster lehnen“ dürfen. Wir sind keine Therapeuten und möchten uns auch nicht in die Angelegenheiten der Spezialisten einmischen. Wir können hier zumindest vermitteln und zusammenarbeiten. Im Mittelpunkt sollte weiterhin ein fundierter und konzentrierter Unterricht bleiben.
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Rhythmisieren des Unterrichts
Der Unterricht findet meistens in Einheiten von 90 Minuten statt. Zuerst wird die Situation des Kindes eigeschätzt. Was sind die wesentlichen Bedürfnisse? Steht eine Schulaufgabe an? Muss ich Lernstoff wiederholen? Sollte ich mich mehr auf die Hausaufgaben konzentrieren? Wie kann ich effektiv arbeiten? Wann brauche ich eine Pause, wann sind Körperübungen, die aktivieren oder eher entspannend wirken, angemessen? Oder wann ist einfach nur Spielen und lockeres Zusammensein und „chillen“ angesagt? Es kann aber auch sein, dass wir mit dem Kind einen sogenannten „inneren Schweinehund“ überwinden müssen und eine gewisse Anstrengungsbereitschaft einfordern müssen. Ein angemessenes Führen oder Lassen in der jeweiligen Situation erfordert oft viel Fingerspitzengefühl und auch manchmal den Mut, sich auf Neues einzulassen. Am Ende kann ein gutes Zusammenwirken von Schüler, Lehrer, Eltern sehr fruchtbar sein. Auch wir Hauslehrer lernen durch die Kinder weit mehr, als wir glauben. Und der Einzelunterricht während der Nachhilfe ist viel intensiver und vertrauensbildender als ein Unterricht in großen Gruppen.
Ein Beitrag unseres Konrektors für den Großraum München, Claus Müller