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    Schreibprobleme: Warum viele Kinder und Jugendliche nicht „schöner“ schreiben können

    Veröffentlicht am 04.02.2022

    „Bemühe dich mal um eine schönere Handschrift!“. Die Handschrift von Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden. Das betrifft nicht nur die wechselnde Kombination von Druckschrift und Schreibschrift, sondern auch die Lesbarkeit von Buchstaben oder ganzen Wörtern. Die Ursachen dafür liegen jedoch meist schon vor dem Schuleintritt.

    Für eine schöne Handschrift sind neben Geduld und Konzentration vor allem altersgerecht entwickelte feinmotorische und im Speziellen graphomotorische Fähigkeiten grundlegende Voraussetzungen. Wenn diese unzureichend ausgeprägt sind, sind Schülerinnen und Schüler nicht nur beim Erlernen einer schönen Druckschrift und Schreibschrift oder gar der sogenannten „Schönschrift“, sondern auch beim Basteln, Malen und Zeichnen in der Grundschule benachteiligt.

    Erfahrungen aus der Nachhilfetätigkeit unseres Instituts “die hauslehrer“ haben gezeigt, dass nicht nur eine ordentliche Heftführung sondern auch eine schnelle und schöne Schrift ein wichtiger Schritt zu guten Noten sind.

    Feinmotorik, Graphomotorik und Konzentration

    Das Problem unzureichender feinmotorischer und graphomotorischer Fähigkeiten beschäftigt nicht nur Eltern und Lehrkräfte. Auch Experten aus Medizin, Ergotherapie und Pädagogik untersuchen dieses Phänomen seit Jahren und versuchen, Lösungen aufzuzeigen. Erschwerend kommt hinzu, dass es für viele Kinder eine große Herausforderung ist, stillzusitzen und sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

    Dabei bezeichnet die Feinmotorik im Allgemeinen alle handmotorischen Prozesse, welche für Handbeweglichkeit und Handgeschicklichkeit notwendig sind. Als Graphomotorik wird im Speziellen die Fähigkeit benannt, die zum Schreiben oder Zeichnen grafischer Zeichen und Formen mit Schreibhilfsmitteln benötigt wird.

    In der Grundschule fehlt den engagierten Lehrerinnen und Lehrern oft die Zeit, mit zusätzlichen feinmotorischen oder graphomotorischen Übungen Entwicklungsdefizite vorangegangener Jahre auszugleichen. Grundschulen setzen daher oft voraus, dass Schülerinnen und Schüler zu Beginn der ersten Klasse folgende feinmotorische Übungen beherrschen:

    • Schuhe auf- und zumachen, also Knoten und Schleife binden
    • Stifte und Pinsel halten
    • Stiftkappen herunternehmen und aufsetzen
    • Bunt- und Bleistifte anspritzen
    • Einfache Formen entlang einer Linie ausschneiden
    • Formen und Personen-/Tierbilder in verschiedenen Farben (sauber) ausmalen
    • Papier gerade oder über die Ecken (mehrfach) falten
    • Blätter lochen und in einen Ordner abheften
    • Blätter aus einem Block rausreißen, ohne diese zu zerreißen

    Zudem sollten sich eingeschulte Kinder über eine Zeitspanne von ungefähr 15 Minuten auf eine Aufgabe oder Tätigkeit durchweg konzentrieren können.

    Was können die Ursachen einer unzureichenden Entwicklung sein?

    Die Ursachen einer unzureichenden Entwicklung feinmotorischer Fähigkeiten im Kindergarten- und Grundschulalter können vielfältig sein. Dennoch kann man, unabhängig von krankheitsbedingten feinmotorischen Defiziten oder Konzentrationsproblemen, ein paar Gründe hervorheben.

    Ungenügende Einbeziehung des Kindes in alltägliche Aufgaben

    Kindern, denen häufig alltägliche Aufgaben wie zum Beispiel An- und Ausziehen, Schuhe binden, Tisch decken und abräumen oder die Mithilfe bei der Essenszubereitung abgenommen werden, können feinmotorische Entwicklungsdefizite aufzeigen.

    Unzureichende gezielte Beschäftigungszeiten im Elternhaus

    Zu wenig gemeinsame und sinnvolle Spielzeit mit Großeltern, Eltern oder Geschwistern kann nicht nur zu Verzögerungen in der feinmotorischen, sondern auch in der sozialen Entwicklung führen. Als gezielte Beschäftigungszeiten zählen unter anderem Spielen, Schneiden, Basteln, Kneten oder Malen.

    Zu wenig tägliche Bewegung und unregelmäßige sportliche Aktivitäten

    Zur altersgerechten Entwicklung der Sinnesorgane, der Beweglichkeit, der Geschicklichkeit, der Reaktionsfähigkeit und der Umweltwahrnehmung müssen sich Kinder ausreichend und vielfältig bewegen. Kinder, die zu Bewegungsmangel neigen, neigen oft auch zu feinmotorischen Problemen.

    Unkreatives und ideenloses Spielen

    Kinder, die zu wenig spielen oder Spielzeuge und Spiele nutzen, die kaum Raum für Fantasie, Kreativität und „handwerkliches“ Geschick zulassen, brauchen unter anderem weniger Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit und weniger Augen-Hand-Koordination. Ein dauerhaftes Unterbeanspruchen dieser Fähigkeiten kann die feinmotorische Entwicklung negativ beeinflussen.

    Zu viel Medienkonsum (Fernseher, Tablet, Spielekonsole, Handy, etc.)

    Zu hoher Medienkonsum kann nicht nur zu Sprachentwicklungsstörungen, sozialen Entwicklungsstörungen, Konzentrationsstörungen oder gar Schlafstörungen führen. Er beeinflusst auch die motorische und feinmotorische Entwicklung negativ.

    Zusammengefasst: Kindern, die sich über einen längeren Zeitraum zu wenig altersgerechten (spielerischen) Feinmotorikübungen widmen, fehlen oft schon die Voraussetzungen für die Entwicklung einer schöneren Schrift.

    Was Eltern tun können?

    Basteln, Kneten und Perlen fädeln lassen

    Kinder sollten regelmäßig unter Nutzung verschiedener Werkstoffe und Hilfsmittel basteln, mit Knete formen oder modellieren sowie mit Perlen und Faden oder Ähnlichem arbeiten. Durch diese feinmotorischen Übungen trainiert das Kind feine, präzise Bewegungen und lernt, seine Kraft zu dosieren. Aber auch die Konzentrationsfähigkeit, das Stillsitzen oder das Geduldig sein können so geübt werden.

    Zum Malen und Zeichnen animieren

    Kinder öfters Figuren ausmalen oder nachmalen (zum Beispiel nach Zahlen), frei malen oder frei zeichnen lassen. Das Malen und Zeichnen schult bei Kindern insbesondere das präzise Arbeiten mit Stiften und die richtige Stifthaltung. Auch wird Konzentration, Geduld und die richtige, ruhige Sitzposition benötigt.

    Für ausreichende und abwechslungsreiche Bewegung sorgen

    Es wird empfohlen, dass sich Kindergartenkinder (4 bis 6 Jahre) täglich mindestens drei Zeitstunden bewegen. Als Bewegung zählen dabei sowohl Laufen, Springen, Klettern, Wandern, Fahrradfahren als auch die angeleitete Bewegung, wie zum Beispiel beim Kinderturnen oder -schwimmen. Kinder üben so die Körperkoordination und Beweglichkeit. Zudem kann eine ausreichende und abwechslungsreiche Bewegung positive Auswirkungen auf das geistige Potential von Kindern haben (vgl. Rolf H. Latusseck: In einem gesunden Körper wohnt doch ein gesunder Geist).

    Fantasievolles freies Spielen unterstützen

    Kinder sollten nicht im Übermaß mit fertigdesignten Spielzeugen und Figur-Charakteren spielen. Hierzu zählen vorwiegend fertige Spiellandschaften, vorgegebene Spielbausätze, Puppencharaktere und Actionfiguren oder Modellautos. Besser ist es, Kinder im Kindergartenalter und Grundschulalter lieber in und mit der Natur spielen zu lassen. Sand, Steine, Kastanien, Eicheln und Äste bieten ausreichend Möglichkeiten, der Fantasie freien Lauf zu lassen und ganz nebenbei feinmotorische Übungen zu machen.

    Regelmäßige, gemeinsame Spielzeiten miteinander verbringen

    In der gemeinsamen Spielzeit erhalten Kinder die ungeteilte Aufmerksamkeit.

    Neben den positiven familiären Aspekten können Mütter und Väter ihre Kinder gezielt anleiten, mit Schere, Stift, Papier und Co. richtig umgehen zu lernen.

    Kindgerechte „Zappelphilipp“-Regeln aufstellen

    Kinder müssen sich bewegen. Doch bei bestimmten Tätigkeiten und Spielen ist es wichtig, dass Kinder in der Lage sind, für eine gewisse Zeitspanne eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen, ruhig zu bleiben und sich zu konzentrieren. Zum Üben dieser Befähigungen helfen zum Beispiel klare Regeln am Esstisch, beim Basteln und Malen oder auch beim Anschauen von Bilderbüchern.

    Medienkonsum regulieren

    Kinder sollten nicht täglich vor Fernsehen, Hörmedien, Computer oder Spielekonsole sitzen. Bis Ende des Grundschulalters wird angeraten, eine Stunde vor der Bettzeit diese Medien einfach abzuschalten. Als Anhaltspunkt dienen die in der Tabelle dargestellten Empfehlungen zum altersgerechten Medienkonsum.

    Medienkonsum Kinder bis 10 Jahre

    Abb. 1: «Medienkonsum Kinder bis 10 Jahre» (Andre Wiesener © die hauslehrer GmbH & Co. KG)

    Altersgerechte Selbstständigkeit fördern

    Mit zunehmendem Alter sind Kinder immer besser in der Lage, bestimmte Dinge und Aufgaben selbstständig zu erledigen. Regelmäßiges (angeleitetes) Helfen im Haushalt wie zum Beispiel beim Ein- und Ausräumen der Spülmaschine, beim Spielzeug aufräumen, Staubwischen, den Tisch decken und abräumen fördert die feinmotorische Entwicklung. Auch sollte das An- und Ausziehen, das Binden von Schnürsenkeln und das Auf- und Zuknöpfen der Kleidung regelmäßig und mit ausreichender Geduld geübt werden, da es zu den grundlegenden alltäglichen feinmotorischen Übungen zählt.

    Schulbegleitend das Schreiben üben

    Grundschülerinnen und Grundschüler, die nur unleserlich schreiben, können zusätzlich in einem ruhigen Umfeld zu Hause das Schreiben, das Malen und das Zeichnen üben. Sinnvolle Schreibübungen sind unter anderem Schwungübungen mit dem Füllfederhalter, das „Nachmalen“ von Buchstaben und Wörtern oder das Schreiben auf Hilfslinien. Um Kinder nicht zu überfordern oder zu demotivieren, ist eine schultägliche Übungszeit von 15 Minuten ausreichend. Kostenloses Übungsmaterial, zum Beispiel Übungsblätter zur Schulausgangsschrift oder Übungen zur vereinfachten Ausgangschrift, ist im Internet zu finden.

    Mit dem Füllfederhalter statt Stiften schreiben lassen

    Durch das dauerhafte Schreiben mit dem Füllhalter werden die Koordination und Konzentration in besonderem Maße geschult. Nur die richtige Sitzposition, der richtige Griff, der richtige Druck und die richtige Führung sorgen dafür, dass mit der Tinte ein gleichmäßiges Schriftbild auf das Papier gebracht werden kann.

    Motivation als Antrieb nutzen

    Ein ehrlich gemeintes Lob hilft oft dabei, dass Kinder sich wahrgenommen fühlen und ihre Leistung Anerkennung findet. Das motiviert Kinder, weiter zu üben und sich vielleicht noch etwas mehr anzustrengen. Dabei geht es nicht nur um das Schreiben an sich, sondern auch um die kleineren Dinge wie Zeichnen, Bilder ausmalen, Basteln, Bauen, die Schuhe binden oder den Tisch abräumen.

    Angeleitete feinmotorische und graphomotorische Übungen können helfen

    Neben spielerischen Übungen zu Hause oder graphomotorischen Übungen in der  Grundschule kann es für einige Kinder notwendig sein, dass diese in einer Ergotherapie oder bei einer speziellen Einzelnachhilfe für Grundschulkinder unter Anleitung ausgebildeter oder sehr erfahrener Personen gezielte feinmotorische und graphomotorische Übungen zu machen, um Defizite besser aufarbeiten zu können. Eltern, deren Kinder Unterstützung benötigen, sollten sich an ihre Kinderarztpraxis, Schule oder ein qualifiziertes Nachhilfeinstitut wenden.

    Fazit

    Eltern haben viele Möglichkeiten ihre Kinder zu unterstützen, schneller und schöner zu schreiben. Es erfordert aber neben Geduld auch eine gewisse Vorbildwirkung der Eltern. Aus den Tipps abgeleitet heißt es daher, mehr gemeinsame Spiel-, Bastel- und Bewegungszeit, weniger Fernseh-, PC und Handy-Zeit sowie öfters besser einen Brief oder eine Karte als eine E-Mail schreiben.

     


    Quellen: